Selbst- und Informant_innenbeurteilung psychopathischer Persönlichkeitseigenschaften und deren konkurrente Validität für Drogenkonsum

Abstract

Zusammenfassung: Die einflussreichste Definition von Psychopathie als eine spezifische Variante der Antisozialen Persönlichkeitsstörung stammt von Hare; die Messung anhand der Psychopathy Checklist – Revised als Expert_innenbeurteilung ist aufwendig und nur bei Straffälligen einsetzbar. Die alternativen Definitionen von Psychopathie basieren auf eigenschaftstheoretischen Ansätzen, in denen Psychopathie als dysfunktionale Ausprägung allgemeiner Persönlichkeitsmerkmale operationalisiert wird. Für beide Modelle sind subklinische Ausprägungen anhand von Selbstberichtsfragebogen erfassbar, wobei Informant_innenbeurteilungen aufgrund möglicher Impression-Managements oder fehlender Introspektionsfähigkeit eine wertvolle Ergänzung darstellen könnten. In diesem Beitrag wurden beide Beurteilungsbedingungen für die Hare-Psychopathie und für einen alternativen Ansatz des Elemental Psychopathy Assessments hinsichtlich ihrer Übereinstimmungen untersucht ( N = 63). Die moderaten bis hohen (ꞵ = .30–.67) Konvergenzen wurden dabei kaum durch die Beziehungsintensität beeinflusst. Im Vergleich zu den Informant_innenbeurteilungen zeigten Selbstbeurteilungen stärkere Zusammenhänge zum Drogenkonsum (ꞵ = .37 –.51), wobei die Informant_innenbeurteilung inkrementelle Validität aufwies. Die vorliegende Studie unterstreicht einerseits das Potenzial von Informant_innenbeurteilungen im forensischen Kontext und betont andererseits weiteren Forschungsbedarf zum Informationsgewinn durch Informant_innen und zur Eignung bestimmter Informant_innengruppen.