Abstract
Zusammenfassung. In der vorliegenden Untersuchung werden die Menschzeichnungen palästinensischer Kinder aus Israel und deutscher Kinder aus Deutschland verglichen. Die kulturvergleichende Psychologie liefert uns sehr wichtige Thesen über die Unterschiede zwischen kollektivistischen (u.a. palästinensischen) oder individualistischen (u.a. deutschen) Kulturen. Dabei ist zu erkennen, dass während kollektivistische Kulturen die Bedeutung des Sozialzentrismus hervorheben, individualistische Kulturen dagegen dem Selbstzentrismus großen Wert beimessen. Zudem unterscheiden sich deutsche und palästinensische Kultur darin, dass in der zweiten Sexualität sehr stark tabuisiert und unterdrückt wird. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass die palästinensischen Kinder das Gesicht detaillierter zeichnen als deutsche Kinder, was mit ihren sozialzentrierten Einstellungen korrespondiert. Dazu weisen die Rumpfdarstellungen in ihren Menschzeichnungen deutliche „Abweichungen” auf, welche mit den tabuisierten sexuellen Bedeutungen in ihrer Gesellschaft korrespondieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinderzeichnungen/Menschzeichnung zwar von künstlerischen Erfahrungen, von visuellen Vorbildern und von kognitiven Fähigkeiten beeinflusst werden, doch entscheidend für die Hervorhebung und Beachtung bestimmter grafischer und symbolischer Zeichen in der Kinderzeichnung sind die Werte und Normen der jeweiligen Kultur. Diese Erkenntnisse unterstützen die tiefenpsychologische Interpretation der Menschzeichnung und zeigen, dass Kinder in ihre Zeichnungen die psychologische Bedeutung des Körpers projizieren ( Abraham, 1978 ). Diese Arbeit zeigt, welche bedeutenden Erkenntnisse durch die Verbindung der Erkenntnisse der kulturvergleichenden Psychologie und der Kinderzeichnungsforschung für beide Disziplinen gewonnen werden können.
Subject
General Earth and Planetary Sciences,Water Science and Technology,Geography, Planning and Development,General Earth and Planetary Sciences,General Environmental Science