Affiliation:
1. Sigmund Freud PrivatUniversität Berlin
Abstract
Zusammenfassung. Dieser wissenschaftshistorische Beitrag beleuchtet die Geschichte des „Deutschen Instituts für psychologische Forschung und Psychotherapie“ im Kontext der Professionalisierung der Psychologie während der Zeit des Nationalsozialismus. 1936 in Berlin gegründet und bis zur Auflösung 1945 durch den Psychiater Matthias Heinrich Göring geleitet, sollte am „Göring-Institut“ an Stelle der offiziell geächteten Lehren Freuds und Adlers die „Neue Deutsche Seelenheilkunde“ beforscht, gelehrt und praktiziert werden. Hier sollte die Idee einer „arischen“ Psychotherapie verwirklicht werden, die eine Förderung des Willens zum „völkischen Gemeinschaftsleben“ ins Zentrum der therapeutischen Praxis stellte. Ein aus psychologiehistorischer Sicht bemerkenswertes Novum stellte die Etablierung von Lehrgängen für „behandelnde Psychologen“ am „Göring-Institut“ dar. Nach zweijähriger Ausbildung wurden die Absolvent_innen zur klinisch-therapeutischen Behandlung nach ärztlicher Überweisung zugelassen. Aus der gewaltsamen Zerschlagung und Vertreibung der psychoanalytischen Gemeinschaft, in Kombination mit einem kriegsbedingten Ärztemangel, war eine Leerstelle in der medizinischen Versorgung hervorgegangen, die eine starke Anziehungskraft für Psycholog_innen ausübte. Trotz vehementen Widerstands durch die Psychiatrie spricht die wachsende Anzahl von Ausbildungskandidat_innen für eine die Attraktivität dieses Berufsfelds. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung konnten sie als Angehörige eines Heilberufs nicht nur vom Arbeits- und Frontdienst verschont bleiben, sondern auch ein bis dato unerreichtes Ausmaß rechtlicher und wirtschaftlicher Absicherung erlangen. Die Rekonstruktion der Konjunktur der „behandelnden Psychologen“ mündet abschließend in die Frage, welche Spuren die „Psychotherapie unter dem Hakenkreuz“ in der deutschen Psychologie auch über das Kriegsende hinaus hinterlassen hat.
Cited by
1 articles.
订阅此论文施引文献
订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献