Abstract
Wilhelm Wundt entwickelte seine Wissenschaftstheorie der Psychologie–die erste überhaupt–in einem weiten theoretischen Horizont, der durch seine neurophysiologischen, psychologischen und philosophischen Arbeiten bestimmt war. Er postuliert den Prozesscharakter des Bewusstseins und gibt den Transzendenzbezug des Seelenbegriffs auf. Der Mensch als denkendes und wollendes Subjekt ist nicht in den Begriffen der Naturwissenschaften zu erfassen; die Psychologie erfordert spezielle Kategorien und eigenständige Erkenntnisprinzipien. Sie ist einerseits empirische Geisteswissenschaft, soll jedoch andererseits ihre physiologischen Grundlagen nicht ausklammern. Wundts Ansatz ist perspektivisch, er verlangt ein „komplementäres” Denken in verschiedenen Bezugssystemen und einen entsprechenden Wechsel der Methoden. Die Psychologie soll mit der Philosophie in Verbindung bleiben, um die Erkenntniskritik der unter Psychologen verbreiteten metaphysischen Voraussetzungen zu fördern. Der Versuch einer Rekonstruktion von Wundts Wissenschaftstheorie ist Bestandteil einer Rezeptionsanalyse seines Werks, über die hier nur kurz berichtet wird. Aufgrund von etwa 200 zeitgenössischen und späteren Rezensionen sowie weiterer Quellen werden Hypothesen abgeleitet, weshalb Wundt noch zu Lebzeiten vom Gründervater fast zum Außenseiter wurde.
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