Abstract
Zusammenfassung
Eine der folgenreichsten Veränderungen in der Menschheitsgeschichte betrifft die Überwindung der Abhängigkeit von ausschließlich lokalen Ressourcen durch die am Beginn des Holozäns im Vorderen Orient einsetzende Domestikation von zuerst Pflanzen und dann Tieren. Jede Generation von Archäologen hat diesen Wandel im Lichte neu gewonnen Wissens aufgrund neuer Ausgrabungen und neuer analytischer Methoden reflektiert. Die Ausbreitung der produzierenden Wirtschaftsweise aus dem Kerngebiet in Nachbarregionen wurde dabei vornehmlich als kultureller Wandel gedeutet, der durch Auswanderer oder Kolonisten vollzogen worden wäre. Dementsprechend beinhalten die vorgeschlagenen Neolithisierungsmodelle lineare Bewegungen von Ost nach West, die den scheinbar abrupten Kulturwandel erklärten.
Dabei wurde der Konzeptualisierung von Begriffen wie Kolonisation oder Migration, wie sie von Soziologen vorgeschlagen wurde, wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Unter Berücksichtigung soziologischer Studien wird der Schwerpunkt dieser Untersuchung weniger auf dem schnellen kulturellen als vielmehr auf dem langsamen, generationenübergreifenden sozialen Wandel und auf der aktiven sozialen Beweglichkeit (Motilität) liegen. Die Perspektive ist folglich nicht die von Neuankömmlingen aus dem neolithischen Anatolien, sondern die der mesolithischen ägäischen Gemeinschaften. Es mag nämlich nicht die Entscheidung mobiler Bauern gewesen sein, nahe oder ferne Regionen zu „kolonisieren“, sondern die der Jäger und Sammler, Innovationen aus den Ursprungsgebieten (selektiv) zu übernehmen und ihren eigenen Bedürfnissen anzupassen. Als aktive Entscheidungsträger setzten sie einen Prozess in Gange, der nicht nur zu ökonomischen, sondern auch, über mehrere Generationen hinweg, zu sozialen und kulturellen Veränderungen führte.
Cited by
14 articles.
订阅此论文施引文献
订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献