Affiliation:
1. Universität Heidelberg Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, Sandgasse 7 69117 Heidelberg Germany
Abstract
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird ein spezieller Aspekt der Bestattungssitten im Rahmen der kulturellen Interaktionen im späten Frühmittelalter im Ostseeraum betrachtet: Die Nachnutzung alter Grabhügelfelder durch skandinavische Gruppen an der südlichen Ostseeküste. In dieser Zeit kommt es zu verstärkten Kontakten zwischen skandinavischen Gruppen und an der südlichen Ostseeküste siedelnden Gemeinschaften. In diesem Zusammenhang kommt es zur Gründung von Handelsorten und Kolonien skandinavischer Gruppen an der südlichen Ostseeküste. Bei den zugehörigen Bestattungsplätzen lässt sich an verschiedenen Fundorten die Nachnutzung alter Grabhügelfelder aufzeigen. Diese Nachnutzung stellt in diesem speziellen Fall eine Aneignung dar, mit der einerseits innergesellschaftliche Aspekte, wie beispielsweise die Stärkung der Gruppenidentität, ausgehandelt werden und eine (fiktive) kollektive Erinnerung geschaffen wird. Andererseits finden sie im Rahmen interkultureller Kontakte statt und bieten somit Anknüpfungspunkte an die Frage der interkulturellen Interaktion. Dabei ist die Nachnutzung und Aneignung der Bestattungsplätze im Zusammenhang mit der Legitimation der Anwesenheit auch gegenüber den heimischen Siedlungsgruppen, der Genese eines auf die Örtlichkeiten bezogenen kulturellen Gedächtnisses und der Überwindung von Fremdheit zu sehen.