Affiliation:
1. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg , Institut für Geschichte, Geschichte des Mittelalters , Halle (Saale) , 06108 , Germany .
Abstract
Zusammenfassung
Ausgehend vom Beispiel des Jourdain de l’Isle, der 1323 als Verräter und Majestätsverbrecher gehängt wurde, setzt sich der Aufsatz mit einem bis heute dominierenden Paradigma der mediävistischen Frankreichforschung auseinander. Dieses sieht in der Zähmung des fürstlichen und baronialen Adels und dem zielgerichteten Aufbau monarchischer Staatlichkeit durch das Königtum und seine Amtsträger das zentrale Faktum der spätmittelalterlichen französischen Geschichte. Das Verfahren gegen Jourdain de l’Isle, der zahlreiche Fehden im südwestfranzösischen Raum geführt hatte, fügt sich auf den ersten Blick gut in diese Erzählung ein. Es scheint einen ersten Schritt auf dem Weg zur Unterdrückung adliger Eigengewalt und zur Herausbildung eines monarchischen Gewaltmonopols darzustellen. Die genaue Untersuchung erweist das Fallbeispiel allerdings als erheblich vielschichtiger. Jourdains schmähliches Ende war nicht das Ergebnis zielgerichteter königlicher Politik, sondern ergab sich vielmehr aus seiner Verstrickung in zwei einander überschneidende Parteikonflikte am französischen Hof und der avignonesischen Kurie. Erst dieser Kontext erlaubte es Jourdains lokalen Gegnern, die königlichen Gerichtsinstanzen für die Ausschaltung ihres Kontrahenten zu instrumentalisieren. Angesichts dessen mündet der Aufsatz in das Plädoyer, die Verdichtung staatlicher Strukturen im spätmittelalterlichen Frankreich als „statebuilding from below“ zu analysieren und zugleich die Bedeutung faktionaler Konflikte stärker als bisher zu berücksichtigen. Zugleich zeigt er Perspektiven für die Untersuchung weiterer „politischer“ Prozesse des 14. und 15. Jahrhunderts auf.
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1. Recent Articles on French History;French Historical Studies;2022-08-01