Affiliation:
1. Julius-Maximilians-Universität Würzburg , Institut für Geschichte, Lehrstuhl für Alte Geschichte , Würzburg , 97070 , Germany .
Abstract
Zusammenfassung
Zivilgesellschaft ist derjenige Bereich der öffentlichen Sphäre, der jenseits der Familie und diesseits des Staates liegt und vom Güteraustausch des Marktes abgrenzbar ist. Im Diskurs der Gegenwart ist der Begriff hochgradig aufgeladen im Sinne einer politischen Zielsetzung für ein liberal-demokratisches Projekt und eine bessere Gesellschaft. Das mindert den wissenschaftlichen Wert eines an sich für die historische Gesellschaftsbeschreibung nützlichen Modells. Diesen Nutzen zeigt der Aufsatz am Beispiel der Vereine und informellen Gruppen in der römischen Kaiserzeit der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte auf. Für vormoderne Kulturen vermutet die Forschung meist nicht einmal die Existenz zivilgesellschaftlicher Gruppen. Tatsächlich aber erlaubt das Konzept eine präzise Analyse der Agency gerade der nichtelitären Schichten. Neben den vertikalen Verbindungen, wie sie etwa in der Patronage oder dem Akzeptanzhabitus zum Ausdruck kommen, werden in den lokalen, selbstregelnden Gruppen die horizontalen Bindungskräfte antiker Gesellschaften sichtbar. Die Argumentation des Aufsatzes mündet in den Vorschlag einer normativen Reduktion von „Zivilgesellschaft“: auf Toleranz der gesellschaftlichen Akteure untereinander, auf ein Bemühen um gewaltfreie Konfliktlösung, auf Gemeinsinnigkeit und prinzipielle Anerkennung einer nicht unbedingt demokratischen, aber auch nicht repressiven staatlichen Ordnung. Zusammen mit einer stärkeren Berücksichtigung der urbanen Situierung zivilgesellschaftlicher Gruppen erleichtert ein solchermaßen neugefasstes Konzept den mit historischer Tiefe arbeitenden Disziplinen den transepochalen, interkulturellen Vergleich und erlaubt eine Anwendung auf nichtwestliche Gesellschaften der Gegenwart und der Vergangenheit.
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