Affiliation:
1. Philipps-Universität Marburg, Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas, Deutschland Germany
Abstract
Zusammenfassung
In dem Beitrag wird gezeigt, in welche argumentative Schieflage man gerät, wenn man den mitteldeutschen Vokalismus und damit den Vokalismus der deutschen Schrift und Standardsprache aus dem normalisierten Mittelhochdeutschen herleitet. Wenn man die These, der mitteldeutsche Vokalismus habe einmal den Lautstand des normalisierten Mittelhochdeutschen durchlaufen, aufrecht erhalten will, muss man ein weder funktional noch sprachsozial motivierbares Hin und Her von phonetischen Prozessen in kürzester Zeit postulieren. An drei den Vokalismus des Deutschen prägenden sprachhistorischen Prozessen wird vorgeführt, dass sich der heutige Vokalismus nicht in spektakulären Umbrüchen aus einer oberdeutschen Dichtersprache entwickelt hat, sondern dass es sich um eine simple Weiterentwicklung des mittelalterlichen Mitteldeutschen handelt, die sich perfekt in die Entwicklung der umgebenden westgermanischen Sprachen einpasst.
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