Affiliation:
1. Universität Bielefeld Fakultät für Soziologie Postfach 100 131 Bielefeld Deutschland
Abstract
ZusammenfassungWie kann mit der in Systemtheorie enthaltenen relationalen Soziologie einempirischgenannterRealitätskontaktder Gewaltsoziologie hergestellt werden? Im Rahmen dieser Fragestellung werden drei auch urfaschistisch benutzten Selbstabstraktionen untersucht. Erstens: fürVolk, Gemeinschaftsowie ihre Zusammenführung zum WortVolksgemeinschaftsind keine Sozialstrukturen erkennbar, mit denen ein entsprechender abstrakter soziologischer Begriff (Großgruppenkommunikation? Inklusion/Exklusion?) durch die Vorstellung eines Aufruhens/Fundaments relationiert werden kann. Es geht um Semantiken, die manchmal zu Protestthemen werden, z. B. in völkischer Bewegung. Zweitens: BeiVernichtungsowieKriegsind dagegen Relationen zwischen Soziologie- und Selbstabstraktionen sichtbar. Es kann plausibilisiert werden, dass ein Militärsystem (für Kommunikation in Friedens- und Kriegszeiten) ausdifferenziert ist. Die Annahme einer Unterscheidungvon militärischeKommunikation einerseits sowie andererseits solcher, die sich aufMenschenvernichtungbezieht, ruht dann auf einer entsprechenden Abstraktion im Gegenstandsbereich auf. Zur dritten AbstraktionKämpfende Organisationen(z. B. Verwaltungen) ist zu sagen: Zumindest im großdeutschen Faschismus ruht auf dieser im Gegenstandsbereich sichtbaren Abstraktion eine Abstraktion der Soziologie auf. Es geht umEinnistungvonHassprotest in Nicht-Bewegungsorganisationen (Gale, Luhmann). Es könnte sogar versucht werden, diese Begrifflichkeit so zu operationalisieren, dass Kausalhypothesen zu Verwaltungsmassenmorden des 20. Jahrhunderts überprüft werden. Am Schluss wird auf jene Memorialsemantik eingegangen, die zwischen Kriegsführung und Genoziden nicht unterscheiden will. Nur unter im Beitrag bestimmten Bedingungen ist es auch soziologisch vertretbar, bei den faschistischen Gewaltwellen von 1935–1945 und darüber hinaus von Vernichtungskriegsführung zu sprechen.
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