Abstract
Abstract
Weltweit entstehen Eigenrechte der Natur. Ecuador verankert die Anerkennung von Rechten der Natur 2008 in der Verfassung (Art. 71-74, ECU Constitucion 2008). Gerichte in Kolumbien, Australien, Indien und Neuseeland sprechen Flüssen eigene Rechte zu (vgl. Gutmann 2021). Seit 2022 verleiht ein spanisches Gesetz auch in Europa der Lagune „Mar Menor“ rechtlichen Eigenstatus (ESP Ley 30.09.2022, 237 BOE I 135131). Diese Entwicklung resultiert aus starken kollektiven Protesten und interveniert tiefgreifend in bestehende soziale Strukturen und Weltsichten: (I) Was ist das Verhältnis des Menschen zur Natur und zum Recht? (II) Wo knüpfen Rechte der Natur an bestehende rechtliche Formen an? (III) Welches Verhältnis besteht zwischen Recht und Natur? (IV) Wie lassen sich Rechte der Natur ausgestalten und ausüben? (V) Warum sind Rechte der Natur begründet? (VI) Wann verändern solche Rechte die Natur oder uns? Die vorliegende Gedankenskizze will theoretische Linien der Figur von „Rechten der Natur“ abstecken. Philosophische und juristische Ansatzpunkte werden nur angerissen. Der Wert des Abrisses ist nicht vertiefte Argumentation, sondern Abtasten von Zusammenhängen und Fragen. Eigen-Rechte der Natur rütteln an Grundpfeilern des modernen, subjektiv geprägten Rechtsverständnisses (mindestens westlicher Kultur) und gehen konstruktiv gleichzeitig genau daraus hervor. Dieses strukturelle Paradox lässt sich durch ein auch kollektives Verständnis dieser Rechte auflösen oder mindestens systemisch produktiv aushalten und entfalten.
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