Affiliation:
1. Universität Gießen, Institut für Soziologie, Karl-Glöckner-Str. 21E, D-35394 Gießen
Abstract
Zusammenfassung
Dieser Essay behandelt die Sendereihe „Das Wort zum Sonntag“ als eine kommunikative Gattung. Die Sendungen weisen eine feste Verlaufsform auf: Sie stellen zunächst das jetzige Dasein der Menschen als sinnentleert dar, bevor die christliche Botschaft verkündigt wird, mit deren Hilfe das irdische Jammertal überwunden werden kann. Die Gattung endet mit einem geballten Schluß, in dem eine Verheißung für ein besseres irdisches Dasein formuliert wird. Die Sprecher verknüpfen dabei Vergangenheit und Gegenwart, sie machen sich selbst zum Träger eines religiösen Gedächtnisses, wenn Bibelzitate rezitiert oder Geschichten aus den Evangelien narrativ aufbereitet werden. Sie vermitteln und tradieren dadurch christliche Botschaften auch über die christlichen Kreise hinaus an ein großes heterogenes Publikum. Dabei gehen die Sprecher deutlich von einem Publikum aus, das dem Glauben nicht mehr zugewandt ist. In seinem Gelegenheitspublikum und im Bild vom ‘abgefallenen’ Zuschauer ähnelt das „Wort zum Sonntag“ mehr der klassischen jüdischen Prophetie als der Predigt. Während aber die Propheten des antiken Judentums mit Verve und Affekt ihren Hörern deren moralische Verfehlungen an den Kopf warfen, sind die Sprecher des „Worts zum Sonntag“ zurückhaltender. Sie verkünden auch keine Endzeit, sondern eine ’kleine’ Verheißung für ein besseres Diesseits.
Subject
Sociology and Political Science
Reference1 articles.
1. Charisma and religious innovation The social location of Israelite prophecy American Sociolo gical;Berger;Review,1963
Cited by
5 articles.
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