Affiliation:
1. Mühlendamm 47 D-2000 Hamburg 76
Abstract
Zusammenfassung
In Anknüpfung an den Vorschlag N. Luhmanns, die „Zeit“ dadurch an zentraler Stelle in die soziologische Theorie einzubauen, daß man das traditionelle Subjekt/Handlungs-Schema durch das Zeit/Handlungs-Schema ersetzt, soll dieser Aufsatz zeigen, daß in der Theorie G.H. Meads die angestrebte grundbegriffliche Verknüpfung von Zeit und Handlung bereits vorliegt. Mead begreift im Anschluß an Whitehead die Welt als eine Welt von Ereignissen, deren raum-zeitliche Ordnung durch die Perspektive des Bezugssystems bestimmt wird. Gegenwart - und damit Zeit - sind systemrelativ und ereignisbezogen definiert. Die menschliche Handlung als eine spezifische Ereignisform kann deshalb nicht als Bewegung in der Zeit, sondern nur als neuentstehendes Ereignis begriffen werden, das nicht in der Zeit dauert, sondern das eine Gegenwart mit Vergangen- heits- und Zukunftshorizont erst konstituiert. Voraussetzung für die Zeitkonstitution ist die spezifische Struktur der menschlichen Handlung: sie besitzt im Gegensatz zum tierischen Verhalten, das ungebrochen vom Stimulus zum Response übergeht, eine Phase, in der der Fortgang der Handlung gestoppt ist und in der auf alternative Handlungsabschlüsse reflektiert werden kann. In dieser Phase der inhibierten Handlung entsteht eine dauernde Gegenwart, in der eine Reorganisation von Zukunft und Vergangenheit stattfindet, deren Ziel die Aufhebung der Handlungshemmung ist. Die neue Handlung steht also in temporaler und kausaler Diskontinuität zu ihrer Vergangenheit und kann erst nachträglich in ein von ihr aus neu geordnetes Kontinuum eingefügt werden. Die Inhibierung der Handlung ermöglicht auch die Konstitution einer sozialen Zeit, da in der Reflexionphase die Übernahme mehrerer Zeitperspektiven gleichzeitig möglich ist.
Subject
Sociology and Political Science
Cited by
12 articles.
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