Affiliation:
1. Erasmus University Rotterdam , Department of History, Erasmus School of History, Culture and Communication , Rotterdam , 3000 DR , Netherlands .
Abstract
Zusammenfassung
Die Niederlande, die zwischen 1940 und 1945 von Deutschland besetzt gewesen waren, machten nach dem Ende des Krieges gegenüber Deutschland schwerwiegende finanzielle Forderungen geltend: die Rückzahlung der teilweise illegalen Besatzungskosten, welche die Deutschen erhoben hatten, sowie den Zugriff auf die erheblichen niederländischen Vorkriegsinvestitionen in Deutschland. Vor allem die Investitionen der vier großen multinationalen Unternehmen – Unilever, Royal Dutch Shell, Philips und AKU (Algemene Kunstzijde Unie) – wurden von den verschiedenen Nachkriegsregierungen der Niederlande erbittert verteidigt, was teilweise durch deren starke politische Lobby erklärt werden kann. Für die Niederlande war die Wiedererlangung der Kontrolle über ihre Investitionen in Deutschland von größter Bedeutung, da die niederländisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen für das Land essentiell waren: Ohne eine wirtschaftliche Erholung Deutschlands war auch die wirtschaftliche Erholung der Niederlande unmöglich. Den Haag ging es vor allem darum, dass niederländische Unternehmen vom Lastenausgleich und damit von Sondersteuern ausgenommen blieben. Schließlich legte der Generalvertrag vom Mai 1952 fest, dass Unternehmen, bei denen sich mindestens 85 Prozent der Aktien in alliierten Händen befanden, für sechs Jahre von solchen Steuern ausgenommen bleiben sollten. Obgleich somit der Erfolg begrenzt war, waren die Niederlande damit vor dem Hintergrund der begrenzten Kooperation ihrer Verbündeten zufrieden.