Affiliation:
1. Universität Bielefeld Institut für interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung Bielefeld Deutschland
2. Universität Bielefeld Fakultät für Soziologie Bielefeld Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sorgte für landesweite Empörung. Hunderttausende gingen auf die Straße, um gegen den Krieg zu protestieren. Die diesjährigen Ostermärsche konnten jedoch, wider Erwarten, nicht von dem verstärkten Mobilisierungspotential profitieren. Vor diesem Hintergrund befasst sich der vorliegende Beitrag mit den Gründen für die geringe Mobilisierungskraft. Anhand einer Befragung der Teilnehmer*innen am Ostermarsch in Bielefeld zeigen wir, dass größtenteils Menschen mit viel Protesterfahrung und langjähriger Einbindung in die Ostermarschbewegung mobilisiert wurden, während Personen ohne Protesterfahrung nicht vertreten sind. Allerdings nimmt knapp ein Fünftel der protesterfahrenen Befragten zum ersten Mal an einem Ostermarsch teil. Wir argumentieren, dass die geringe Anschlussfähigkeit der frames der Ostermarschbewegung mit allgemeinen gesellschaftlichen Interpretationsansätzen und Diskursen ein bedeutender Grund für die geringe Mobilisierungskraft darstellt. Eine Analyse der Motivationen der Teilnehmer*innen zeigt zudem, dass der Ukrainekrieg einen Verstärkungseffekt auf die bestehenden Überzeugungen der Befragten ausübte: Die Mehrheit sieht sich durch den Krieg und die politischen Reaktionen in ihren sicherheitspolitischen Ansichten und Forderungen bestärkt, insbesondere in ihrer Kritik an militärischer Aufrüstung und Waffenlieferungen.