Kooperation, Koproduktion und Widerstand: Der Fall der „Iddir“ Begräbnisvereine als Akteure in der Stadtentwicklung von Addis Abeba

Abstract

Zusammenfassung Globale Entwicklungsagenden fordern die Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Umsetzung nachhaltiger Stadtentwicklung, aber es ist wenig darüber bekannt, wie diese Forderung im Lichte afrikanischer städtischer Realitäten umgesetzt wird. Dieser Artikel untersucht dieses Thema am Beispiel der „Iddir“ in Addis Abeba, Äthiopien. Die Iddir sind von Bürger*innen getragene Nachbarschafts- und Begräbnisvereine. Sie unterstützen ihre Mitglieder im Trauerfall, dienen aber auch als informelle Krankenversicherungen und lokale Entwicklungsgruppen. Allein in der äthiopischen Hauptstadt gibt es über 7.800 von ihnen. Das Wissen über ihre aktuelle Rolle in der Stadt- und Quartiersentwicklung ist jedoch lückenhaft und spiegelt den viel diskutierten Mangel an wissenschaftlichen Daten und Theorien aus dem globalen Süden wider. Der vorliegende Artikel gibt einen Einblick in die vorhandene Literatur zu Iddir in der Stadt- und Quartiersentwicklung und beleuchtet Kooperationsformen mit kommunalen Akteur*innen in Addis Abeba. Gegenwärtig gibt es ein wachsendes Interesse an der Erforschung der Interaktion von Zivilgesellschaft und Staat in der afrikanischen Stadt, um Wissenslücken in Bezug auf städtische Governance und die Entwicklung afrikanischer Städte zu schließen und globale Agenden angesichts der Realitäten afrikanischer Städte zu relativieren.