Die Stabilisierung von Partnerschaften durch bilaterale Investitionen. Das Beispiel der Unternehmensbesitzer / Stabilizing Private Relationships with Bilateral Investments. The Example of Firm Owners

Author:

Abraham Martin1

Affiliation:

1. Institut für Soziologie, LMU München, Konradstraße 6, D-80801 München

Abstract

Zusammenfassung Für die Erklärung der Stabilität von Ehen wie nichtehelichen Partnerschaften wird häufig auf die Idee der spezifischen Investition zurückgegriffen. Vor allem in der neuen Haushaltsökonomie wird angenommen, dass beispielsweise gemeinsame Kinder oder geteilter Immobilienbesitz die Partner durch erhöhte Ausstiegskosten aneinander binden. Obwohl die stabilisierende Wirkung dieser Faktoren in zahlreichen Untersuchungen empirisch belegt wurde, bleibt jedoch unklar, wie die Entstehung dieser spezifischen Investitionen zu erklären ist. Insbesondere unvollständige Information über den Partner am Anfang der Beziehung und die häufig ungleichgewichtige Verteilung spezifischer Investitionen führen zu hohen Risiken und reduzieren die Bereitschaft, derartige Verpflichtungen einzugehen. Warum in Partnerschaften trotzdem sehr hohe Investitionen getätigt werden, wird unter Rückgriff auf tausch- und lerntheoretische Argumente deutlich, mit deren Hilfe die Beziehung als dynamischer Prozess modelliert wird. Akteure tauschen am Anfang ihrer Partnerschaft schrittweise kleine Investitionen, die sich im Laufe der Zeit für beide zu einer hohen Austrittsschwelle summieren können und so auch hohe, einseitige Investitionen eines Partners ermöglichen. Da jedoch eine hohe Beziehungsstabilität aufgrund der Unsicherheit über deren weitere Entwicklung nicht per se vorteilhaft ist, werden die Akteure die Geschwindigkeit dieses bilateralen Investitionsprozess im Hinblick auf die gewünschte Bindungswirkung steuern. Getestet wird dieses Modell am Beispiel der Partnerschaften von Unternehmensbesitzern, die aufgrund der engen Verknüpfung von Haushalt und Erwerbstätigkeit ein besonderes Interesse an stabilen privaten Beziehungen besitzen. Anhand der Mannheimer Scheidungsstudie kann gezeigt werden, dass Unternehmensbesitzer und ihre Ehepartner früher zentrale Ereignisse in der Partnerschaftsbiographie - wie z.B. das erste gemeinsame Kind - durchlaufen. Dieser beschleunigte Investitionsprozess führt schließlich konsequenterweise zu einer höheren Stabilität der Ehen von Unternehmensbesitzern.

Publisher

Walter de Gruyter GmbH

Subject

Sociology and Political Science

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