Abstract
Zusammenfassung:
Israels Gott wirft nicht nur hochmütige Supermächte wie Assyrien (vgl. Jes 10) und Ägypten (vgl. Ex 1– 15) zu Boden, sondern auch überhebliche israelitische Anführer (vgl. Jes 1–12). Dies lädt zu einem Vergleich zwischen dem Ergehen Ägyptens in Ex 1–15 und dem der judäischen politischen Elite in Jes 1–12 ein. Der Vergleich zeigt eine Reihe spezifischer, theologisch bedeutsamer Ähnlichkeiten auf. Beide Protagonisten werden zu Unterdrückern des Gottesvolks, dessen Schrei JHWH hört. Er antwortet, indem er einen Propheten mit dem Auftrag beruft, das Herz der Unterdrücker zu verstocken. Infolgedessen ignorieren letztere die ihnen verkündeten Gerichtsansagen, bis JHWHs Gericht sie niederwirft. Im Makrokontext schlagen nach dem mosaischen Schema gestaltete Berufungsberichte (Ri 6:11–14; 1 Sam 9:1–10:16) einen Bogen zwischen Ex und Jes. Sie kennzeichen Israels Entwicklung von einer Gemeinschaft, die unter fremden Unterdrückern leidet, hin zu einer Gesellschaft, wo Pharao-ähnliche Unterdrücker zum Nachteil der Schwachen die Führung übernommen haben. Die Tatsache, dass Micha keine vergleichbare narrative Struktur aufweist, charakterisiert ihn als andersartigen Prophetentypen.
Subject
Religious studies,History