Abstract
Zusammenfassung
Big Data in der Astronomie ist die Folge systematischen Sammelns von Informationen, die durch neue Möglichkeiten digitaler Bilderfassung gewonnen werden. Durch aufwendige Bildverarbeitungsprozesse entstehen so imposante astronomische Bilder mit hoher Informationsdichte. Mit der Zeit haben diese Bilder das Feld der Wissenschaftscommunity in zunehmendem Maße verlassen und Einzug in populäre Massenmedien gehalten. Neben ihrer ursprünglich rein epistemischen Funktion wird offenbar, welch hohen Authentizitätsanspruch und Faszinationsgehalt diese bisweilen aufsehenerregenden Bilder bei einem breiten Laienpublikum auslösen können. Zeigen sich in Originalaufnahmen noch komplexe visuelle Informationen wissenschaftlicher Relevanz, so werden diese nicht selten mit dem Argument der „besseren Verständlichkeit“ in den PR-Abteilungen der Forschungszentren stark vereinfacht und modifiziert, um den kulturellen Sehgewohnheiten einer wissenschaftsaffinen Öffentlichkeit zu entsprechen. In Zeiten knapper Forschungsbudgets werden wiederholt diese digital aufgeputzten Bilder einem staunenden Laien-Publikum präsentiert, um so die eigene Forschungsarbeit besser legitimieren zu können. Bei der Analyse dieser Bildmedien wird ein überstrapazierter Einsatz von Falschfarbendarstellungen, Kontrastverstärkungen und fragwürdigen Kontextualisierungen offenkundig, der das ungeschulte Auge in die Irre führt. Um medienethischen Anforderungen gerecht zu werden, ist es daher angebracht, in Publikationen diese verborgenen Bildentstehungsprozesse deutlicher als bisher zu kommunizieren und von rein illustrativen und unwissenschaftlichen Darstellungsformen mit fotorealistischem Anmutungscharakter Abstand zu nehmen.
Subject
Library and Information Sciences,Information Systems