Abstract
Zusammenfassung
Der Aufsatz beschreibt die Verfassung sowie die Entwicklung des Rechtsbewußtseins der Bevölkerung im wiedervereinigten Deutschland. Grundlage sind die Daten aus einer repräsentativen Befragung im Frühjahr 1995 sowie die Ergebnisse aus Indikatorfragen, die seit langem immer neu gestellt werden und die so Veränderungen der Einstellungen erkennen lassen. Zwischen Ost- und Westdeutschen läßt sich ein gespaltenes Rechtsbewußtsein beobachten; Schlüsselbegriffe wie „Freiheit“ oder „Menschenrechte“ werden ganz unterschiedlich verstanden. Vor allem die Ostdeutschen setzen wenig Vertrauen in das Rechtssystem der Bundesrepublik. Lediglich ein geringer Teil von ihnen vertritt die Meinung, daß die Menschenrechte heute besser geschützt werden als in der DDR. In Ost wie West verfügen nur wenige über die notwendige Kenntnis der Grundbegriffe des demokratischen Rechtsstaats. Dabei gibt es ein ausgeprägtes Rechtsgefühl, das im Gegensatz zu einzelnen Gesetzen und einzelnen höchstrichterlichen Entscheidungen steht. Seit den späten 60er Jahren hat sich in Westdeutschland eine deutliche Veränderung des Rechtsbewußtseins der Bevölkerung vollzogen. An vier Beispielen wird die nun auch im Osten zu beobachtende Erosion von Rechtsprinzipien dokumentiert: Verlust der Anerkennung des Mehrheitsprinzips, abnehmender Rechtsgehorsam, Neigung, auf Bestrafung von „Bagatell-Straftaten“ zu verzichten, und Bereitschaft, rechtsfreie Räume zu akzeptieren.
Cited by
6 articles.
订阅此论文施引文献
订阅此论文施引文献,注册后可以免费订阅5篇论文的施引文献,订阅后可以查看论文全部施引文献