Abstract
Zusammenfassung
Zahlreiche Studien deuten auf einen hohen Bedarf an psychosozialer Versorgung bei Migranten hin. Häufig wird jedoch in diesen Studien die Religiosität außer Acht gelassen, obwohl eine besondere Bedeutung der Religiosität hinsichtlich der psychischen Gesundheit bekannt ist. Empirische Untersuchungen zur psychosozialen Versorgung von Muslimen sind nur eingeschränkt zu finden. Die vorliegende explorative Studie untersucht das Hilfesuchverhalten von Muslimen in Deutschland. Einen Schwerpunkt stellt hier die Inanspruchnahme von Beratung bei Imamen und weiblichen Religionsbediensteten (BI) sowie die Inanspruchnahme von Psychotherapie bei nichtmuslimischen Psychotherapeuten (PNMP) dar. Es wurde vermutet, dass vor allem die Zentralität der Religiosität einen Einfluss auf das Hilfesuchverhalten hat. An der Onlinebefragung nahmen insgesamt 579 Personen muslimischen Glaubens teil. Die Vermutungen zum Einfluss der Zentralität der Religiosität konnten bestätigt werden. Hochreligiöse Muslime suchen bei belastenden Problemen häufiger Imame und weibliche Religionsbedienstete auf als Psychotherapeuten. Die logistischen Regressionsanalysen deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, BI in Anspruch zu nehmen, mit einer Zunahme der Zentralität der Religiosität steigt, wobei die Wahrscheinlichkeit PNMP in Anspruch zu nehmen hierbei sinkt. Praktische Implikationen der Ergebnisse werden im Kapitel Diskussion ausgeführt.
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