Author:
Pink Sebastian,Schmidt Johannes
Abstract
ZusammenfassungZwei Monate vor der Bundestagswahl 2021 verursachte ein viertägiges Starkregenereignis im Westen, Osten und Südosten Deutschlands eine der größten Flutkatastrophen in der Geschichte der Bundesrepublik. Offen ist bislang, ob dieses Extremwetterereignis einen Einfluss auf die Ergebnisse der Bundestagswahl in den betroffenen Regionen hatte. Dies ist auch deshalb von Bedeutung, da sich die Situation der Bundestagswahl 2021 – keine amtierende zur Wiederwahl stehende Kanzlerkandidatin – grundlegend von den zuvor in der Forschung untersuchten Effekten von Naturkatastrophen auf die Wiederwahlen politischer Entscheidungstragender unterscheidet. Als Beitrag zur Beantwortung dieser Frage verbinden wir die Wahlergebnisse auf Gemeindeebene, der höchsten regionalen Auflösung, (i) mit einer Kennzeichnung der Betroffenheit einer Gemeinde vom Starkregenereignis und (ii) mit einer satellitengestützten Einschätzung der Stärke dieser Betroffenheit. Die Ergebnisse von Difference-in-Differences Panel Regressionen zeigen, dass in betroffenen Gemeinden, insbesondere in besonders stark betroffenen, Wählende mit bis zu 6,6 Prozentpunkten Vorsprung eher die Partei wählten, die den:die Ministerpräsident:in ihres Bundeslandes stellten. Dies deutet darauf hin, dass in einer Situation, in der eine Wiederwahl amtierender Entscheidungstragender auf nationaler Ebene ausgeschlossen ist, der Umgang regionaler Entscheidungstragender mit Naturkatastrophen an Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus zeigt sich, dass in den betroffenen Gebieten eher Bündnis 90/Die Grünen gewählt wurde. Dies trägt zur Klärung der noch offenen Frage bei, ob Extremwetterereignisse nur Präferenzen für Umwelt- und Klimaschutz beeinflussen oder ob sich dies auch in Wahlentscheidungen für „grüne“ Parteien übersetzt.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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