Das Narrativ der unaufhaltsam steigenden Ungleichheit geht an der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen vorbei

Author:

Wagner Gert G.ORCID

Abstract

ZusammenfassungIn diesem Artikel wird diskutiert, warum das weit verbreitete Narrativ einer wachsenden ökonomischen Ungleichheit in Deutschland nicht zu einer Stärkung der entsprechenden politischen Kräfte (SPD, Linkspartei und Gewerkschaften) geführt hat. Der Fokus liegt dabei nicht auf politischen Widerständen und Gegenkräften, die es bezüglich mehr Gleichheit zweifelsohne gab und gibt, sondern auf der Gültigkeit des Narrativs. Es zeigt sich, dass es methodisch und empirisch wenig robust ist und – gemessen an der Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland – an der Lebenswirklichkeit der Mehrheit vorbeigeht. Zumindest war dies bis zum Beginn der Corona-Pandemie der Fall. Der Artikel leugnet keineswegs nicht oder nur schwer zu rechtfertigende Ungleichheiten, er soll aber deutlich machen, dass es weder methodisch noch empirisch gerechtfertigt ist, von einer unaufhaltsamen unerwünschten Zunahme der ökonomischen Ungleichheit in Deutschland zu sprechen. Will man die Ungleichheit substanziell verkleinern oder zumindest abmildern, bedarf es nach Überzeugung des Autors eines Narrativs, das methodisch und empirisch belastbar ist und das zugleich die Mittelschicht, ohne die keine politischen Mehrheiten möglich sind, erreicht und so genügend Wählerinnen und Wähler in der Mitte u. a. von einer gezielten Umverteilung überzeugt. Der Artikel macht abschliessend Vorschläge für die Verbesserung der empirischen Grundlagen der Messung und Analyse von ökonomischen Ungleichheiten und der Kommunikation der entsprechenden Analyseergebnisse. Prolog und Epilog versuchen aus persönlicher Sicht des Autors eine politische Einordnung der methodischen und empirischen Überlegungen vorzunehmen.

Funder

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)

Publisher

Springer Science and Business Media LLC

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1. Grenzen und Fortschritte indikatorengestützter Politik am Beispiel der Corona-Pandemie;AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv;2022-11-21

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