Abstract
ZusammenfassungDer Solidaritätsbegriff gilt für den deutschen Sozialstaat als essentieller, aber inhaltlich umstrittener normativer Bezugspunkt, der durch Prozesse der Digitalisierung auf den Prüfstand gestellt wird. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie der digitale Wandel sich auf Solidarität als Strukturmerkmal und Praxis im deutschen Sozialstaat auswirkt und wie er so gestaltet werden kann, dass Solidarität dennoch im Sozialstaat in der digitalen Konstellation zur Geltung gebracht werden kann.So wird mit einem Fokus auf die Sozialversicherungen zunächst aufgezeigt, wie Solidarität als Strukturmerkmal und als konkrete Praxis im Sozialstaat Bedeutung erlangt. Sodann wird eine machttheoretische Perspektive eingeführt, auf deren Grundlage sich vier Minimalbedingungen für Solidarität formulieren lassen. Diese müssen erfüllt sein, damit legitimerweise von Solidarität in sozialstaatlichen Strukturen gesprochen werden kann. Sie dienen im Folgenden als kritische Heuristik um aufzuzeigen, wie sich die Solidarität im Sozialstaat angesichts des digitalen Wandels darstellt. Hier werden das Self-Tracking und die Gig Economy als Beispiele genutzt, um paradigmatisch die Veränderungen im Gesundheitswesen und in der Arbeitswelt aufzuzeigen. Dabei werden sowohl Risiken einer Entsolidarisierung wie auch Potenziale für neue Solidaritäten deutlich. In einem letzten Schritt wird skizziert, wie der digitale Wandel gestaltet werden kann, um Solidarität als Strukturmerkmal und als Praxis im Sozialstaat in der digitalen Konstellation zu erhalten.
Funder
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Reference90 articles.
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