1. Martina Löw kommentiert hier nicht ohne Bissigkeit: „Die Behälterraum-Vorstellung ist im Alltagsbewußtsein weit verbreitet und taucht immer dann in sozialwissenschaftlichen Arbeiten auf, wenn nicht der Raum selbst zur Diskussion steht, sondern der Autor oder die Autorin zu wissen glaubt, was Raum ist und soziale Strukturierungen analysiert“ (LOw 1999, 49).
2. Sie sind nach einem Ausdruck von Hannerz (1980) „networks of networks“, in denen Kultur und ihre Rituale kontinuierlich durch Kommunikationsprozesse aus unterschiedlichen Relevanzbereichen (Arbeit, Wohnen, Verkehr, Freizeit und Verwandtschaft) entstehen. Diese unterschiedlichen Kulturen müssen permanent neu gedeutet und vernetzt werden, Hannerz zufolge sowohl eine „diversity of access” wie einen „access of diversity“, einen Zugang zur Vielfalt ermöglichen, die Möglichkeit zu „Sub”kulturen und differenten Deutungen von Kultur schaffen, die von den Mehrheitsmeinungen und -lebensformen abweichen (zit. n. Schiffauer 1997, 93ff.).
3. Die Bürotürme gewähren nicht nur in den obersten Etagen ihrer Führungsriege den Durchblick und den Überblick über die Stadt, sondern auch den Vorbeiflanierenden Einblick in die Büros ihrer unteren Chargen. Die gläsernen Büros entsprechen somit den Inszenierungen der Macht, die Foucault 1977 in „Überwachen und Strafen“ beschrieben hat: „Indem sie die,Zellen`, die,Plätze` und die,Ränge` organisieren, fabrizieren die Disziplinen komplexe Räume aus Architektur, Funktionen und Hierarchien”(Foucault 1977, 190 ).
4. Böhme rekurriert hier auf die synästhetischen Charaktere von Räumen, die der Philosoph Hermann Schmitz anhand der Veränderungen der Atmosphäre des Tages in der Dämmerung ausgeführt hat: „Diese Änderung (Schmitz meint hier die Änderung der räumlichen Umgebung, die sich in der Dämmerung vollzieht), kann hauptsächlich in vier Skalen verfolgt werden: der thermischen, optischen, akustischen und kinetischen. Die Atmosphäre des Tages ist in diesen vier Skalen typischerweise betont nach den Seiten des Warmen, Hellen, Lauten und Schnellen; entsprechend ist die Atmosphäre der Abenddämmerung kühl, fahl, still und ruhig,der darauf folgenden Nacht kalt, dunkel, still und ruhig. Schmitz sagt im weiteren, daß man erst verstehen könne, was es mit diesen Änderungen auf sich hat, wenn man die genannten Qualitäten der Abenddämmerung kühl, fahl, still und ruhig nicht als sinnliche Qualitäten oder gar im Sinne der Physik auffasse, sondern als synästhetische Charaktere. Synästhetische Charaktere sind auch bei Schmitz, was man sonst darunter versteht, nämlich intermodale Qualitäten: als kühl kann ich auch das Verhalten einer Person bezeichnen oder einer Farbe. Aber entscheidend ist bei Schmitz, daß synästhetische Charaktere leibliches Befinden widerspiegeln., indem nämlich Kategorien der Leiblichkeit — also etwa Engung und Weitung oder Spannung und Schwellung — in die sinnlichen Qualitäten investiert werden. (Schmitz 1964 zit. n. Böhme 1998, 23; Herv vom Verf.)
5. Levine ( 1998, 206ff.) bezieht sich bei seiner Analyse von verschiedenen „Kulturen der Zeit“ u.a. auf die Untersuchungen der Herzspezialisten Friedman/Rosenman aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die feststellten, daß Menschen in ihrem gesundheitlichem Wohlbefinden sehr unterschiedlich auf das schnelle Tempo großer Städte reagierten. Sie stellten fest, daß Menschen des Typ A; die das von Eile geprägte Lebenstempo der Stadt suchen und in einer selbsterzeugten chronischen inneren Spannung lebten, sehr viel öfter Symptome koronarer Herzerkrankungen zeigten als der geruhsamere Typ B, der eher dazu neigt, die schnellen Orte zu verlassen.