1. Luhmann reflektiert und historisiert seine eigene organisationstheoretische Theoriearbeit in dem Epilog zur Wiederauflage von „Funktionen und Folgen formaler Organisation“(1994, 398–405) entlang einer wissenssoziologisch-unterscheidungstheoretischen Analyse der Leitunterscheidungen, die die Organisationstheorie maßgeblich motiviert haben. In dieser Perspektive lassen sich einige Entwürfe Luhmanns zu einer allgemeinen Theorie organisierter Sozialsysteme jeweils deutlich als inkongruente Beiträge zu den „herrschenden Paradigmen“(gut juristisch!) lesen. Nur eine kleine Reihe: Es beginnt mit der Theorie der formalen und informalen Organisation, geht über zum Kontingenzparadigma (Lawrence/Lorch) und dann zur operativen Entscheidungstheorie (March). Die ausgiebige wissenssoziologisch-unterscheidungstheoretische Beobachtung der Leitdifferenzen der empirischen Organisationswissenschaft findet sich in Luhmann 2000a, 11ff. Dort spricht Luhmann dann auch nicht mehr von klassischen Positionen, sondern von klassischen Konstruktionen. Beobachtungs- und Kognitionstheorie zeigen hier Wirkung. Kognitionen bringen Konstruktionen hervor. Darauf weist auch Wil Martens 2001, 356 hin. „Die ständige Frage, welche Unterscheidungen stecken dahinter“kennzeichnen Luhmann 2000a.
2. Luhmann 2000a, 140.
3. So problematisiert etwa Perrow 1970, 18ff. die Relation von Generalisierung und Spezifizierung in der Analyse von Organisationen, zum Problem von Einheit und Vielheit des Gegenstandes. Vgl. Tacke 2001b zur Neuauflage des Typologisierungsproblems aus systemtheoretischer Perspektive. Tacke kommt zu dem Schluss (165), dass eine Organisationstypologie nur als Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung formuliert werden kann. Wir kommen darauf zurück.
4. Es geht mir hier um die Betonung des Aspektes einer General Theory. Vgl. dazu Parsons 1960b und 1960a. Die Relation von Parsons’ Organisations- zur Gesamttheorie ist allerdings ein kompliziertes und wenig ausgearbeitetes Feld. Im letzten Kapitel gehen wir darauf im Zusammenhang mit dem collectivity-Begriff ein. Als Auseinandersetzungen mit Parsons’ Organisationstheorie vgl. Landsberger 1961, Whyte 1961 und Hills 1976. Ein anderes Beispiel für die Theoriearbeit mit der Unterscheidung von Generalisierung und Spezifizierung ist der population-ecology Ansatz in der Organisationstheorie (Hannan/Freeman 1989). Nur dort ist die Bezugsreferenz eine andere, nämlich die Population, und eine „Population besteht aus Individuen“(Luhmann 1997b, 25). Vgl. ebenfalls Kuhn 1982 zu einem „System-Based Social Science Framework for Organization Theory“, nur mit gänzlich anderen Prämissen als die Luhmannsche Systemtheorie: „All social systems are organizations, and all organizations are social systems. A tightened and coordinated organization theory is therefore not achievable on its own, but rather hinges on a tightened and coordinated theory of social systems — that is, on improved social science.“(22)
5. Barnard 1938 (1968), 77. Vgl. Williamson 1995 (Hrsg.) zur Relevanz der Barnardschen Organisationstheorie im Kontext neuerer Ansätze.