Abstract
ZusammenfassungDas Schisma zwischen Eigentum und Nicht-Eigentum an Produktivvermögen galt einst als der zentrale Klassengegensatz in kapitalistischen Gesellschaften. In den klassensoziologischen Debatten der letzten Dekaden wurde die Vermögensungleichheit dagegen eher randständig behandelt. In Deutschland besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung rund 35 Prozent des gesamten Vermögens, und bis weit in die Mittelschichten hinein haben Wohneigentum und Finanzvermögen eine wichtige Funktion für die soziale Absicherung und Statusreproduktion. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern die empirische Klassensoziologie Vermögen als Dimension sozialer Ungleichheit untersuchen kann. Auf der Grundlage von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) werden mit dem berufs-, eigentums- und portfoliobasierten Konzept drei Perspektiven dahingehend verglichen, inwiefern sie Vermögensungleichheiten als Klassenungleichheiten zu verstehen erlauben. Es zeigt sich, dass über den ungleichen Umfang der Vermögen hinaus die unterschiedlichen Zusammensetzungen wesentlich zur differenzierten Erfassung von Klassenunterschieden sind: Insbesondere in der oberen Mitte der Vermögensverteilung und Berufsklassenstruktur gibt es eine horizontale Differenzierung in den Vermögensportfolios, die bei einer Betrachtung nur der Nettovermögen verborgen bliebe. Der Berufsklassen- bzw. „employment-aggregate“-Ansatz bietet nur begrenzt die Möglichkeit, die sozialstrukturelle Varianz dieser Portfoliounterschiede zu veranschaulichen. Wenn es dagegen um eine vertikale Unterscheidung in Vermögende und Nicht-Vermögende in der Tradition der Besitzklassenlogik geht, stellen Eigentumsklassen eine einfach zu operationalisierende Variante dar. Das in Anlehnung an die Bourdieu’sche Kapitaltheorie gebildete Portfolioklassenmodell wird als eine mögliche Alternative daraufhin untersucht, ob es ein genaueres Bild von den Vermögenszusammensetzungen und deren sozialstruktureller Verortung zu geben vermag.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Sociology and Political Science
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Cited by
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