Abstract
ZusammenfassungModerne Sagen operieren mit Stereotypisierungen, um in der immer komplexer werdenden Welt Sinnstiftung und Orientierung zu geben. Indem sie Grenzüberschreitungen sanktionieren, sind sie einerseits an der Wiederherstellung fester Ordnungssysteme interessiert, die auf kategorialen Vereindeutigungen beruhen. Andererseits entlarven sie durch die Inszenierung von – oft interkulturellen – Missverständnissen die Willkür sprachlicher Benennungssysteme. Unter diesem Zeichen lassen sich auch die Mensch-Tier-Begegnungen lesen. So thematisieren viele urban legends Fälle von Deterritorialisierung und gescheiterter Domestizierung, womit ein anthropozentrisches Framing subversiv unterlaufen werden kann. Eindeutige Gattungszuschreibungen erweisen sich hier als fragwürdig und somit folgt auch die interspezifische Begegnung keinem eindeutigen, d. h. habitualisierten Muster mehr. Die Tier-Mensch-Begegnungen gewinnen somit (zumindest temporär) an Offenheit, die formal auch der Gattung der urban legends selbst eingeschrieben ist.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Literature and Literary Theory,Linguistics and Language,Language and Linguistics