Abstract
ZusammenfassungDie individuellen Lernunterstützung von Schüler*innen ist eine wichtige Aufgabe von Lehrkräften. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass es große Unterschiede zwischen einzelnen Lehrkräften gibt, sowohl hinsichtlich der Durchführung als auch des Anregungsgehalts der Lernunterstützung. Ausgehend davon wird diskutiert, ob diese Ergebnisse – zumindest teilweise – auf die jeweiligen unterschiedlichen Unterrichtssituationen zurückzuführen sind und ob sich die Unterschiede zwischen den Lehrkräften auch in Situationen, die vergleichbar sind, zeigen. Die vorliegende Studie untersucht die Lernunterstützung in standardisierten Mathematiklektionen im ersten Schuljahr. Analysiert wird, wie Lehrkräfte kooperative Arbeitsphasen im Unterricht für eine individuelle Lernunterstützung nutzen, welche Formen der Lernunterstützung zu beobachten sind und inwieweit diese Formen das Potenzial enthalten, die Lernprozesse wirksam zu unterstützen. Hierfür wurde die Lernunterstützung von Lehrkräften während einer kooperativen Arbeitsphase mittels videobasierter Unterrichtsanalyse untersucht. Als Datenbasis standen Unterrichtsvideos von 32 standardisierten Mathematiklektionen zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigten, dass Lehrkräfte während knapp der Hälfte der Zeit der kooperativen Arbeitsphase einzelne Kinder oder kleine Gruppen individuell und fachbezogen in ihrem Lernen unterstützten. Dabei überwogen Formen der Lernunterstützung ohne hohes Lernpotenzial. Zudem zeigten sich trotz der hohen Standardisierung der Unterrichtssituation große Unterschiede zwischen den Lehrkräften, sowohl in Bezug auf die zeitliche Dauer als auch in Bezug auf die angewendeten Formen der Lernunterstützung. Im Rahmen weiterer Forschung wäre insbesondere zu analysieren, inwieweit die Gestaltung einer individuellen Lernunterstützung mit hohem Lernpotenzial durch konkrete Impulse und Hinweise gefördert werden kann.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC