1. Wie wichtig dieses Problem gerade für den Bereich der öffentlichen Kommunikation war, geht aus Mills Essay Über Freiheit deutlich hervor: „Im Staatsleben klingt es wie ein Gemeinplatz, daß die öffentliche Meinung die Welt regiert. Die einzige Gewalt, die hier noch den Namen verdient, ist die der Massen und der Regierungen, so lange sie sich zum Werkzeuge der Bestrebungen und Neigungen der Massen machen […] Und was noch eine bedeutungsvollere Neuerung ist, die Masse schöpft ihre Meinungen gegenwärtig nicht durch Würdenträger der Kirche oder des Staats, aus Führern oder Schriften, die über das Gewöhnliche hervorragen. Für ihre Denkarbeit sorgen Männer von so ziemlich demselben Schlage, die unter dem Antrieb des Augenblicks durch die Zeitungen zu ihnen reden.“ (Mill 1969, S. 81f)
2. de Tocqueville 1954, S. 263f
3. Vgl. Franke 1985.
4. Habermas 1971, S. 162.
5. Vgl. dazu Habermas: „Schon für den Liberalismus der Jahrhundertmitte ein Problem, kommt,öffentliche Meinung’ im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts vollends als eine problematische Größe zu Bewußtsein. In einer Abhandlung über,Wesen und Wert der öffentlichen Meinung’ aus dem Jahre 1879 heißt es im Tone spätliberaler Resignation:,So ist für die Gegenwart das Neue an Tatsachen und das Bedürfnis der Abwechslung so sehr das Entscheidende geworden, daß die Volksmeinung des festen Haltes an geschichtlicher Überlieferung […] ebensosehr entbehrt wie jener eigentümlich tatkräftigen Vorarbeit in der Gedankenwerkstätte großer Männer, die an Prinzipien glaubten und ihnen alles zum Opfer brachten. Was vor hundert Jahren nach dem Glauben der Zeitgenossen ein den einzelnen verpflichtendes Prinzip in der Gesellschaft war (die öffentliche Meinung nämlich), ist im Verlauf der Zeit ein Schlagwort geworden, wodurch der bequemen und geistig trägen Menge der Vorwand geboten wird, sich der eigenen Gedankenarbeit zu entziehen.’ Schon ein halbes Jahrzehnt vorher [hatte; T.B.] Schäffle die öffentliche Meinung für eine,formlose Reaktion der Masse’ ausgegeben und als,Ausdruck der Ansichten, Werturteile oder Willensneigungen des allgemeinen oder irgendeines speziellen Publikums’ definiert. Damit ist der normative Bann, den die Staatstheorie über den Begriff verhängt hatte, gebrochen — öffentliche Meinung wird zum Gegenstand sozialpsychologischer Forschung. Als,Massenmeinung’ zuerst von Tarde eingehend analysiert, wird sie aus dem Funktionszusammenhang der politischen Institutionen herausgelöst und ihres Charakters als einer,öffentlichen’ Meinung sofort entkleidet; sie gilt als Produkt eines Kommunikationsprozesses innerhalb von Massen, der weder an Prinzipien öffentlicher Diskussion gebunden noch auf politische Herrschaft bezogen ist.“ (Habermas 1971, S. 282f.)