1. Die ungedeckte Zinsparität geht auf Fisher, I. (1930), The Theory of Interest, Ch. 4, London, zurück und wird daher bisweilen auch als Fisher-Open-Bedingung bezeichnet. Allerdings wird bei Fisher unterstellt, daß nominale Zinsdifferenzen durch erwartete Änderungen des Wechselkurses in der Anlageperiode erklärbar sind, während die Kausalität von Vertretern des monetären Ansatzes eher in umgekehrter Richtung gesehen wird. Dazu etwa Levich, R.M. (1978), Tests of Forecasting Models and Market Efficiency in the International Money Market, S. 129–158, in: Frenkel, J.A., Johnson, H.G. (eds.), The Economics of Exchange Rates: Selected Studies, Massachusetts.
2. Eine aktuelle Zusammenfassung insbesondere des erreichten empirischen Forschungsstandes geben MacDonald, R., Taylor, M.P. (1989), International Parity Conditions, in: MacDonald, R, Taylor, M.P. (eds.), Exchange Rates and Open Macroeconomics, Oxford, S. 19–52.
3. In der folgenden Argumentation wird der Einfachheit halber stets von handelbaren festverzinslichen Wertpapieren (Bonds) als einziger Anlagemöglichkeit ausgegangen. Außerdem wird die Betrachtung auf kurzfristige Kapitaltransaktionen (Geldimporte und -exporte) eingeschränkt, die entweder zinsinduziert (Zinsarbitrage) oder spekulativ bedingt sind (Devisenspekulation).
4. Bei einer endlichen Substitutionselastizität zwischen den Anlagealternativen verhalten sich die Investoren dagegen risikoavers. Der Anteil an ausländischen Wertpapieren in ihren Portefeuilles wird unter dieser Bedingung auch im Fall vollkommener Kapitalmobilität nur dann erhöht, wenn der erwartete Ertrag der Auslandsanlage den sicheren Ertrag eines inländischen Wertpapiers um mehr als eine Risikoprämie übersteigt. Genau hier besteht die wesentliche Unterscheidung zwischen den monetären Ansätzen und den Portfoliomodellen der Wechselkurserklärung, auf die weiter unten noch ausführlicher eingegangen wird.
5. Fisher, I. (1930), a.a.O., geht bei der Ableitung der Bedingung von der realitätsfernen Annahme sicherer Erwartungen, mithin von perfekter Voraussicht der Marktteilnehmer, aus. Diese Vorgehensweise läßt sich rechtfertigen, weil für eine theoretische Begründung der ungedeckten Zinsparität die explizite Modellierung einer Erwartungshypothese nicht erforderlich ist. Eine andere Situation besteht jedoch bei der empirischen Überprüfung der Gleichgewichtsbedingung, da die Wechselkurserwartungen mit Ausnahme publizierter Einschätzungen der Marktteilnehmer nicht er-faßbar sind. Im Prinzip bieten sich nun mehrere alternative, im wesentlichen deterministische Gene-rierungsprozesse für die Erwartungen an, die diese in beobachtbare Größen transformieren. So läßt sich etwa bei extrapolativen, adaptiven oder regressiven Erwartungen die Wechselkurserwartung als gewichtete Verzögerung vergangener Kassakurse darstellen, was bei Gaab, W. (1983), Devisenmärkte und Wechselkurse, Berlin, S. 200ff., ausführlicher demonstriert wird. Für die Hypothese rationaler Erwartungen, die das stochastische Äquivalent der perfekten Voraussicht darstellt, spricht jedoch, daß damit systematische Prognosefehler vermieden werden und die Erwartungsbildung nicht allein auf historisch realisierten Daten der zu prognostizierenden Variablen beruht. Außerdem sind rationale Erwartungen mit der Effizienzhypothese konsistent und widersprechen nicht den Prognosen, die aus der reduzierten Form des ‘besten’ ökonomischen Modells, das in der Informationsmenge der Marktteilnehmer zum Zeitpunkt t enthalten ist, ableitbar sind. Daher wird die ungedeckte Zinsparität in der empirisch orientierten Literatur im Kontext rationaler Erwartungen diskutiert.