1. Popper, Karl R., 1984, S. 82.
2. Auf die auf Intel bzw. Intel-kompatiblen Mikroprozessoren basierenden PC’s entfallen ca. 80% des Marktes, die restlichen 20% sind zum überwiegenden Teil Rechner mit Motorola Chips der 68000er Familie, unter denen wiederum die Macintosh-Linie von Apple eindeutig dominiert und damit einen (kleinen),,Nebenstandard“ bildet. Sieht man einmal von der PC-Architektur ab, gibt es eigentlich nur noch die Großrechnerserie IBM System /360, die in ihrem Marktsegment derart beherrschend ist und dort als der Standard schlechthin einzustufen ist. In aller Regel aber konkurrieren wie in der Workstation-Szene mehrere Standards um die marktführende Position. Die Standardisierung eines Marktsegmentes ist damit weniger ein Resultat vom Typ „Alles-oder-Nichts”, sie nimmt vielmehr verschiedene Ausmaße oder Grade an. Um die Bedeutung oder den Erfolg eines einzelnen Standards zu bestimmen (und um zu entscheiden, ob eine Technologie überhaupt als Standard anzusehen ist), wird in dieser Arbeit für gewöhnlich der Marktanteil der Produkte herangezogen, die zu einer bestimmten technologischen Spezifikation kompatibel sind. Weitere Möglichkeiten finden sich zum Beispiel bei Swann: „Three alternative ways of measuring the extent to which a product is an industry standard could be: (1) market share or cumulative sales; (2) the amount of design activity using a particular product; (3) the extent to which the product is copied (that is the number of second sources)“ [Swann, G.M.P., 1987, S. 247]. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß gerade das dritte der von Swann genannten Kriterien in einigen Fällen, z.B. bei der Marktakzeptanz einer Technologie als herstellerunabhängiger Standard, ebenfalls bedeutsam sein kann. Für gewöhnlich dürfte es jedoch schwierig sein, die Zahl der Anbieter geklonter Produkte zuverlässig ermitteln zu können.
3. Popper, Karl R, 1972 a, S. 31.
4. Um die Bedeutung von UNIX-Standards richtig einschätzen zu können, ist ein kurzer Exkurs über Quellcode-und Binärcode-Kompatibilität notwendig. Die auf einem Betriebssystem wie beispielsweise UNIX ablaufende Anwendungssoftware ist heute in aller Regel in einer höheren, d.h. maschinenunabhängigen Programmiersprache geschrieben. Dieser Quellcode ist zwar im Vergleich zur direkten Assember-oder Maschinenprogrammierung leicht und übersichtlich zu schreiben, muß jedoch nach der Programmierung noch in eine Form übersetzt („compiliert“) werden, die vom jeweiligen Rechner „verstanden” werden kann und die in korrekter Weise auf die Funktionen des Betriebssystems zugreift. Anwendungsprogramme, die einem bestimmten UNIX-Quellcode-Standard entsprechend implementiert worden sind, können auf unterschiedliche UNIX-Plattformen portiert werden, indem sie auf dem Zielsystem erneut compiliert werden und so an die Besonderheiten dieser UNIX-Variante und der ihr zugrundeliegenden Hardware angepaßt werden. UNIX-Derivate, die zueinander auf Quellcode-Ebene kompatibel sind, lassen also die Übertragung von Software zu, ohne daß der Quellcode eines Programmes an sich neu-oder umgeschrieben werden muß. Obwohl zahlreiche Versuche unternommen werden, zumindest zwischen einigen UNIX-Varianten über Quellcode-Kompatibilität hinaus sogar Binärcode-Kompatibilität zu erreichen, ist man noch weit entfernt von dem, was in dieser Hinsicht in der PC-Industrie als geradezu selbstverständlich erscheint. Die faktisch verbindliche Kombination von MS-DOS mit Mikroprozessoren, die auf dem Instruktionssatz der Intel 80x86er Prozessorfamilie basieren, erlaubt es, eine bereits in binäre, maschinenlesbare Form compilierte Anwendung auf allen PC’s einzusetzten. Durch solche Standards auf Binärcode-Ebene wird es möglich, Software auf in Folie verschweißten Datenträgern zu verkaufen (man spricht daher auch von „Shrink-wrap-Kompatibilität“), wobei der Kunde die erworbenen Programme auf seinem Rechner installieren kann, ohne irgendwelche Anpassungen vornehmen zu müssen. Da die Anwendungen hier im unmittelbar ablauffähigem Binärformat vorliegen, entfällt die noch bei Quellcode-Kompatibilität notwendige Neucompilierung der Software, die nicht nur diesbezügliches Wissen von seiten des Kunden voraussetzt, sondern auch eine mögliche Fehlerquelle darstellt.
5. Die verschiedenen Gruppierungen und Standards in der UNIX-Szene werden später noch ausführ- lich behandelt. Für denjenigen Leser, der nicht so sehr mit der Materie vertraut ist, genügt es, er- kannt zu haben, wie sich im Laufe der UNIX-Geschichte eine Vielzahl von Derivaten herausgebil-