Tierisches Leuchten und Symbiose

Author:

Buchner Paul

Publisher

Springer Berlin Heidelberg

Reference50 articles.

1. Diese Hemmung ist ohne weiteres den gegebenen Verhältnissen zu entnehmen. Die geringe Mengenzunahme der Symbionten, für die wir ja im Wachstum der von ihnen bewohnten Organe einen Maßstab besitzen, steht in keinem Verhältnis zur Lebensdauer des Wirtes. Gewisse Symbionten der Schildläuse (Lecaniinen) und vieler Zikaden, die man früher für Saccharomyceten, jetzt für Sproßformen eines Pyrenomyceten hält, findet man überaus häufig in Knospung, ohne daß eine entsprechende Vermehrung die Folge wäre. Diese Stadien bleiben vielmehr, wie Untersuchungen von W. Schwarz (Untersuchungen über die Pilzsymbiose der Schildläuse. Biol. Zentralbl. Bd. 44. 1924) ergeben haben, auch im hängenden Tropfen tagelang unverändert oder zeigen nur einen geringen Fortschritt. Der genannte Autor kommt zu dem Schlusse, daß nicht nur die Vermehrungsintensität stark herabgesetzt ist, sondern auch der Ernährungszustand als ungünstig zu bezeichnen ist.

2. Absterbende Symbionten, die so eine unverhältnismäßige Vermehrung verhüten wurden, finden sich bei diesen hochgradig geregelten Insektensymbiosen niemals. Verschwindende Ausnahmen mögen vielleicht bestehen, wo der intracellulare Sitz aus bestimmten Gründen zu gewissen Zeiten ganz oder teilweise aufgegeben wird (wie bei den Anobien nach Buchner: Studien an intracellularen Symbionten 3. Die Symbiose der Anobiinen mit Hefepilzen. Arch. f. Protistenkunde Bd. 42. 1021 ). Bei den Algensymbiosen dagegen ist bekanntlich das Absterben und Verdautwerden eines Symbiontenüberschusses eine Häufigkeit. Nach Mercier und Meyer sollen auch die symbiontischen Bakterien in der Speicherniere (Konkrementendrüse) von Cyclostoma zu einem großen Teil verdaut werden.

3. Die allgemein vorhandenen Schwierigkeiten der Zucht außerhalb des Wirtes sind wohl darauf zurückzuführen. Im speziellen sei unter anderem auf die Erfahrungen von G. Meißner (Bakteriologische Untersuchungen über symbiontische Leuchtbakterien von Sepien aus dem Golf von Neapel. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh.; im Druck) aufmerksam gemacht, wonach die Leuchtbakterien der Cephalopoden, die sich ja sicher von saprophytischen und Seewasser bewohnenden ableiten, heute in solchen Medien nur noch mangelhaft gedeihen. — Übex das Verhalten der Svmbionten nach dem natürlichen Tode des Wirtes wissen wir nur sehr wenig, möchten aber vermuten, daß auch hierbei der Großteil der Symbionten nicht die zum Weiterleben geeigneten Bedingungen findet. Schwarz (1. c.) ist bei Schildläusen der Frage weiter nachgegangen und hat gefunden, daß tote Läuse niemals Dauerzellen oder zu Mycelien auswachsende enthalten. In Tieren, die schon stark zersetzt waren, fanden:sich nur noch spärliche Überreste.

4. Die Möglichkeit, das stammesgeschichtliche Alter der symbiontischen Bündnisse einigermaßen zu beurteilen, bietet sich uns, wenn wir eine systematisch reichgegliederte Gruppe eingehend vergleichend untersuchen. Ich habe dies für die Zikaden durchgeführt (Buchner: Stud. intrac. Symb. 5. Die symbiontischen Einrichtungen der Zikaden. Zeitschr. f. wiss. Biol., Abt. A: Zeitschr. f. Morphol. u. Ökol. d. Tiere Bd. 4. 1925) und gefunden, daß Familien, Unterfamilien und Tribus jeweils ihre spezifischen Einrichtungen besitzen, die vielfach so weit voneinander abweichen, daß die Ableitung eines Typus aus dem anderen schon wegen der ganz heterogenen Symbionten völlig unmöglich ist. Die einzelnen Abteilungen der Zikaden müssen schon etwa wie heute bestanden haben, als sie ihre Symbiosen eingingen. Ganz ähnlich liegen die Dinge beispielsweise bei den Schildläusen, wo zwischen den Symbiosen der Lecaniinen, Coccinen, Diaspinen, Margarodinen usw. unüberbrückbare Unterschiede bestehen.

5. Dafür, daß wahrscheinlich heute noch neue Symbiosen eingegangen werden, sprechen einmal eine Reihe Erfahrungen an Algensymbiosen, wie etwa die Entdeckung der Hydra viridescens (W. Goetsch: Die Symbiose de}’ Süßwasserhydroiden und ihre künstliche Beeinflussung. Zeitschr. f. wiss. Biol., Abt. A: Zeitschr. f. Morph. u. Ökol. d. Tiere Bd. 1. 1924), die Möglichkeit, künstlich Tiere mit Algen zu infizieren, die in der Natur keine solchen führen (nach im Druck befindlichen Untersuchungen von Goetsch und Scheuring), und Beobachtungen, die ich bei Zikaden machte. Unter diesen gibt es Formen, die neben den eingebürgerten Symbionten auch solche besitzen, bei denen ein verschieden weitgehender Mangel an Fügsamkeit auffällt. Ich bin damit beschäftigt, dieser Erscheinung durch den Vergleich möglichst vieler von verschiedenen Gegenden stammender Tiere näherzukommen, da es mir wahrscheinlich dünkt, daß in solchen Fällen geographische Rassen mit verschieden weitgehender Anpassung existieren.

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