III. Die Psychologie der Haft

Author:

von Hentig Hans

Publisher

Springer Berlin Heidelberg

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1. Im Manuskript eines Vortrags, den ich 1937 in Berkeley, Kalifornien, hielt, finde ich den Text eines Briefes. Er ist von einem Gefangenen an den Richter geschrieben und besagt: „Glauben Sie, daß ich mich vor der Strafe fürchte? Darauf antwortete ich, daß jede Strafe für mich ein Trost voll himmlischer Freude sein wird, da ich meiner Unschuld bewußt bin, und dies um so mehr, je strenger die Strafe ausfallen sollte. ... Es erscheint unglaublich und ist doch wahr, daß sofortige Entlassung für mich eine schwere Strafe sein würde. Seit meiner Jugend meide ich Kirchhöfe und gehe um Gefängnisse in großem Bogen herum. Ich sehe nun meinen Aufenthalt im Gefängnis als wohlbehütet, schön und ruhig an. Überall muß der Mensch gehorchen und arbeiten. Die Mahlzeiten sind gut und ausreichend, wenn ich mein bisheriges Leben vergleiche. Ich kenne weder Alkohol, noch Nikotin, weder Theater noch Spiel, Musik oder irgend ein anderes Vergnügen. Das regelmäßige Anstaltsleben ist höchst hygienisch, und ich bin daran gewöhnt. Auch habe ich es gern, eingesperrt zu sein. Ich bin hier in Sicherheit, kann nicht überfahren werden und niemand kann mich überfallen. Bewaffnete Wärter schützen mich, die liebenswürdigerweise die ganze Nacht hindurch nachsehen, ob ich noch am Leben bin, ob ich auch gesund schlafe, oder irgend einen Wunsch habe. Schließlich ist es ein wahres Geschenk des Himmels für mich, allein zu sein.“ — Die Quelle habe ich nicht mehr feststellen können.

2. Georg Fuchs (Wir Zuchthäusler, a. a. O. S. 184) kannte einen alten Sträfling, der krank wurde und sich erbrechen mußte, wenn er richtiges Essen bekam; er konnte nur noch Zuchthauskost vertragen. — Als Jack Black nach langen Jahren der Haft ausbrach, machte er eine ungewöhnliche Erfahrung: die frische Nachtluft wirkte auf ihn wie die schädlichen Gase einer Kloake. “I was not able to walk at first“, und er mußte von seinem Befreier gestützt werden. Jack Black: You can ’t win, S. 370. New York 1926.

3. „Zur Psychologie des Gefangenen.“ Schweiz. Z. f. Strafrecht, 1930, S. 452. Zu diesen Vorarbeiten gehört auch mein Aufsatz: “The limits of penal treatment.“ Amer. Journal of criminal law and criminology, 1941, S. 401–410.

4. Solchen „von Natur verprügelten“ Knechtstyp hat Dostojewski: Memoiren aus einem Totenhause, a. a. O., S. 96 geschildert. „Er gehörte zu jenen, die nie reich werden können oder sich verbessern.“ .. . „Er mußte jemand dienen.“

5. Siehe den von Hans Leuss berichteten Fall des Gefangenen F., der auffälliges Benehmen zeigte, 10 Tage Dunkelarrest erhielt, zur Besserung seiner anscheinenden Geistesverwirrung eine kalte Dusche erhielt, am 8. März nochmals mit einer Dusche behandelt wurde, am 9. März ins Lazarett aufgenommen wurde und am 10. März tot war. Ursache nach ärztlichem Vermerk: Akute Gehirnerkrankung.“ Aus dem Zuchthause, S. 207–211. Berlin 1903.

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