1. Nach wie vor maßgebend: Klibansky, Raymond/ Panofsky, Erwin/ Saxl, Fritz: Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und Kunst. Frankfurt a. M. 1992. Der erwähnte pseudoaristotelische Text — Problemata physica XXX, 1 — findet sich dort zitiert, übersetzt und diskutiert auf S. 55–92. Zu Ficino vgl. Anm. 12.
2. Ein Überblick bei Heger, Henrik: Die Melancholie bei den französischen Lyrikern des Spätmittelalters. Bonn 1967, S. 64–68.
3. Vgl. die eindringliche Darstellung bei Graus, František: Pest — Geissler — Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit. Göttingen 1987.
4. Vgl. dazu Huizinga, Johan: Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden. Hg. Kurt Köster. 15. Aufl. Stuttgart 1975, S. 36–43. »Wer [im 15. Jahrhundert] ernsthaft den täglichen Lauf der Dinge betrachtete und dann sein Urteil über das Leben aussprach, pflegte einzig Leid und Verzweiflung zu erwähnen. Er sah die Zeit ihrem Ende und alles Irdische seinem Verderben sich zuneigen« (S. 36 f.). Kritisch dazu Heger (wie Anm. 2), S. 149, Anm. 469, der auf den Topos vom mundus senescens verweist (Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. 4. Aufl. Bern/München 1963, S. 37 f.). Nichtsdestoweniger beweisen gerade Hegers Ausführungen die ausgesprochene Attraktivität dieses Topos im Rahmen einer zunehmenden Stilisierung des lyrischen Ichs zum Melancholiker.
5. Die Idee einer grund- und objektlosen Melancholie, die als eine Art Genuss um ihrer selbst willen erlebt wird, wird im europäischen Zusammenhang wohl erstmals bei Petrarca formuliert. Vgl. Chastel, André: »La Mélancolie de Pétrarque«. In: Cahiers du Sud 38 (1963), Heft 320, S. 25–45, und Panofsky/Klibanski/Saxl (wie Anm. 1), S. 359–361. Petrarca spricht in De remediis utriusque fortune (1366) nicht von melancolia, sondern in mittelalterlicher Redeweise von accidia (acedia), die er dreifach versteht: als tristitia, torpor animi, aber auch als dolendi voluptas quedam