Wahrnehmung von Genderaspekten in der Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen bei myalgischer Enzephalomyelitis/chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS)

Author:

Habermann-Horstmeier Lotte,Horstmeier Lukas M.

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Frauen sind mehr als doppelt so häufig von myalgischer Enzephalomyelitis/chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) betroffen wie Männer. Da viele von einer problematischen Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen (AP-Beziehung) berichten, sollen hier Genderaspekte analysiert werden, die aus Sicht der erkrankten Frauen Einfluss hierauf haben könnten. Methode Im Rahmen eines explorativen qualitativen Surveys wurden 544 ärztlich diagnostizierte ME/CFS-Erkrankte (> 20 Jahre; ♀ n = 455, ♂ n = 89) schriftlich nach ihren Erfahrungen bezüglich ihrer AP-Beziehungen befragt. Der Fragebogen war analog eines fokussierten Leitfadeninterviews aufgebaut. Die erhobenen Daten wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring unterzogen. Zudem wurden einzelne Angaben quantifiziert und im Hinblick auf genderbezogene Unterschiede statistisch betrachtet. Ergebnisse Probandinnen beschrieben, dass Ärzt:innen ihnen bestimmte Eigenschaften (emotional, überempfindlich, ängstlich) und Verhaltensweisen (schildern unspezifische Symptome, übertreiben) zuschrieben. Sie seien „schwierige“ Patientinnen, deren Symptome emotional und damit psychisch bedingt seien. Auch fühlten sie sich häufiger als Männer nicht ernstgenommen. Ihre Wahrnehmungen würden in Frage gestellt, man zweifele ihre Glaubwürdigkeit an. Sie gaben zudem in ihren Fragebögen signifikant häufiger als Männer Symptome an, die von Ärzt:innen eher als unspezifisch und subjektiv eingeordnet werden. Schlussfolgerungen Genderbezogenes Auftreten/Verhalten von Ärzt:innen tritt oft bei Krankheiten mit „subjektiven“, „unspezifischen“ Symptomen auf. Emotionale Symptomenschilderungen führen dann dazu, dass die Wahrnehmung der Betroffenen in Frage gestellt und von einer psychischen Störung ausgegangen wird. In Zukunft sollte dieses Schubladen-Denken im Rahmen der Diagnosefindung bei ME/CFS von einer systemischen, den gesamten Organismus einbeziehenden Betrachtung möglicher pathophysiologischer Vorgänge abgelöst werden, bevor eine psychosomatische Diagnose gestellt wird. Zudem sollte bereits während des Medizinstudiums immer wieder auf die besondere Bedeutung der Geschlechtersensibilität im Hinblick auf die AP-Beziehung hingewiesen werden.

Funder

Land Baden-Württemberg

Publisher

Springer Science and Business Media LLC

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