Author:
Wangler Julian,Jansky Michael
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
In der hausärztlichen Versorgung sind somatoforme Symptomatiken verbreitet und können eine besondere Herausforderung darstellen. Bislang fehlt es an Studien, die den Umgang von Hausärzt*innen mit entsprechenden Patient*innen in den Blick nehmen. Insbesondere Strategien zur Herstellung eines tragfähigen Arzt-Patient-Verhältnisses sind kaum erforscht worden.
Ziel der Arbeit
Die Studie hat eruiert, wie Hausärzt*innen das Beschwerdebild der somatoformen Störungen wahrnehmen, welche Bedeutung sie diesen beimessen und wie sie mit Patient*innen umgehen. Der Hauptfokus liegt auf erlebten Patient*innencharakteristika, vermuteten Ursachen somatoformer Störungen, Herausforderungen in der Sprechstunde, Betreuungs- und Stabilisierungsstrategien sowie diagnostischen Unterstützungsformen.
Material und Methoden
Mittels schriftlicher Befragung zwischen Januar und April 2023 wurden insgesamt 1398 Hausärzt*innen in Hessen und Rheinland-Pfalz anonymisiert befragt. Zur Feststellung von signifikanten Unterschieden zwischen zwei Gruppen kam ein t‑Test bei unabhängigen Stichproben zum Einsatz.
Ergebnisse
Die Befragten benennen zahlreiche Strategien, mit denen sie positive Erfahrungen gemacht haben, wenn es darum geht, Patient*innen zu stabilisieren. Die Schaffung einer tangentialen Arzt-Patient-Beziehung wird mit Maßnahmen flankiert, einerseits körperliche Ursachen konsequent auszuschließen, andererseits Patient*innen möglichst gut einschätzen zu können und behutsam an das Krankheitsbild somatoformer Störungen heranzuführen. Aktuelle Leitlinien sind den meisten Ärzt*innen nicht bekannt. Die Zusammenarbeit mit Spezialist*innen und Therapeut*innen wird verbreitet als schwierig beschrieben.
Schlussfolgerung
Hausärzt*innen greifen auf ein breites Spektrum an Kommunikations- und Stabilisierungsstrategien beim Management somatoformer Körperbeschwerden zu. Dennoch wird der Kontakt mit dieser Patient*innengruppe im Praxisalltag als beschwerlich erlebt. Langfristig wäre neben der Schaffung von mehr therapeutischen Betreuungskapazitäten und interdisziplinären Strukturen eine Stärkung niedrigschwelliger Therapie- und Unterstützungsangebote hilfreich.
Funder
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Reference30 articles.
1. Bishop FL, Dima AL, Ngui J et al (2015) “Lovely pie in the sky plans”: a qualitative study of clinicians’ perspectives on guidelines for managing low back pain in primary care in England. Spine 40(23):1842–1850
2. Budtz-Lilly A, Schröder A, Rask MT et al (2015) Bodily distress syndrome: a new diagnosis for functional disorders in primary care? BMC Fam Pract 16:180
3. Ebel H, Steinmeyer EM, Müller-Küppers M (2002) Somatoform disorders—an empirical multidimensional diagnostic approach in psychopathology, personality and illness behaviour. Neurol Psychiatry Brain Res 10:1–7
4. Eichenberg C, Küsel C (2016) E Mental Health. E‑Mental-Health: Erkenntnisse über Wirkmechanismen fehlen noch. Dtsch Ärztebl 4:176–179
5. Fink P, Hansen MS, Oxhøj ML (2004) The prevalence of somatoform disorders among internal medical inpatients. J Psychosom Res 56(6):413–418