1. »Erst wenn eine durch eigene literarische Werke ausgewiesene Person den Sonderstatus ›Autor‹ erlangt hat, beginnt auch der mit dem Autornamen verbundene Prozeß der Konsekration auf andere Texte, ja tendenziell sogar auf alle Arten von Hervorbringungen überzeugreifen. Deshalb werden Briefzeugnisse berühmter Autoren gerne als eigenständige Kunstwerke oder doch als literaturähnliche Außerungen angesehen« (Wolfgang Bunzel, Schrift und Leben. Formen der Subversion von Autorschaft in der weiblichen Briefkultur um 1800. In: Jochen Strobel [Hg.], Vom Verkehr mit Dichtern und Gespenstern. Figuren der Autorschaft in der Briefkultur, Heidelberg 2006, S. 157–176, hier S. 159).
2. Den Gegnern zufolge fehlen im Brief, so Hahn, »wesentliche Merkmale autobiographischen Schreibens. Es spricht ein Subjekt ohne Genealogie. Kein erzählbarer Beginn der ›eigenen Geschichte‹, keine Eltern oder gar Großeltern, kein Geburtshaus oder -ort« (Barbara Hahn, Brief und Werk. Zur Konstitution von Autorschaft um 1800. In: Ina Schabert und Barbara Schaff [Hg.], Autorschaft. Genus und Genie in der Zeit um 1800, Berlin 1994, S. 145–156, hier S. 149).
3. Hugo von Hofmannsthal spricht hier sogar von »Tagebücher[n] in Briefen, [die] von einem zum andern gesandt« werden (Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke. Reden und Aufsätze I, Frankfurt a.M. 1979, S. 327). Zu dem Briefwechsel von Hofmannsthal und dessen Verhältnis zur Literatur vgl. auch Alexander Kosenina, ›Der wahre Brief ist seiner Natur nach poetisch‹. Vom Briefschreiber zum Autor — am Beispiel Hofmannsthals. In: Heinrich Detering (Hg.), Autorschaft. Positionen und Revisionen, Stuttgart und Weimar 2002, S. 241–257.
4. Jochen Strobel, Brief [Art.]. In: Thomas Anz (Hg.), Handbuch Literaturwissenschaft. Bd. 2: Methoden und Theorien, Stuttgart und Weimar 2007, S. 166–174, hier S. 170.
5. Karl Heinz Bohrer, Der romantische Brief. Die Entstehung ästhetischer Subjektivität, Frankfurt a. M. 1989, S. 13.