1. In Ausnahmefällen auch in städtische Bühnen, oder — z.B. in Karlsruhe — in eine gemischte Trägerschaft (Land/Stadt).
2. Mit Ausnahme natürlich der antisemitisch motivierten Eingriffe in den Personalbestand. Doch bestand hier auch eine Kontinuität, weil die Nationalsozialisten einen latent vorhandenen Antisemitismus an den Bühnen in politische Handlungen umsetzten, indem sie nicht nur die Juden von den Bühnen entfernten, sondern diese auch durch andere Sänger ersetzen mußten, was den Anschein einer erfolgreichen ’Arbeitsmarktpolitik’ erwecken konnte. Allerdings bedürfte dieser Punkt noch eingehender Untersuchung, da einschlägige Statistiken fehlen.
3. Nach E. Schöndienst, Geschichte des Deutschen Bühnenvereins. Ein Beitrag zur Geschichte des Theaters 1846–1935, Frankfurt/Berlin/Wien 1979, 242f. waren davon jedoch nur mittlere und hohe Gagen betroffen. Das trifft sicher insoweit zu, als die unteren Gagen ohnehin nur das Lebensminimum garantierten. Allerdings mußte trotzdem schon 1914 eine Hilfskasse für notleidende Bühnenangehörige eingerichtet werden (ebd., 244).
4. Diese Überlegung war tatsächlich ein drastischer Einschnitt. Noch 1911 schrieb Max Epstein, Das Theater als Geschäft, Berlin 1911, 93: »Es mag nun hier noch über einen wichtigen Punkt gesprochen werden. Es gibt immer wieder Leute, welche den Theaterdirektoren die Lehre geben, den Kassenpreis herunterzusetzen und ihnen versichern, dass sie dann stets ihre Häuser voll haben würden. Diese Lehre ist absolut irrig. Das Gegenteil allein ist richtig. Der Kassenpreis zeigt das Niveau des Theaters an. Würde ein Theater 3 Mark für einen Parkettplatz nehmen, so würde man zu diesem Theater als erstem gar kein Vertrauen haben. Der Direktor hätte aber nichts durch die Billigkeit gewonnen. Hat er nämlich einen wirklichen Erfolg, so zahlt man ihm jeden Preis.« — Es mag zunächst paradox klingen, daß Preissenkungen zu Einnahmenerhöhungen führen sollten. Versucht man anhand der Zahlen von Epstein (163ff.) grobe Schätzungen, so kann man vermuten, daß im Schauspiel zur Kostendeckung wohl pro Vorstellung die Hälfte bis zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Plätze verkauft werden mußten. Bedenkt man nun, daß die Gagen ca. zwei Drittel der Ausgaben eines Theaters ausmachten und mit Ausbruch des Kriegs erheblich gesenkt wurden, so erkennt man, daß zumindest die Schauspiel-Theater sich damit ebenso wie mit der Einführung verbilligter Vorstellungen einen Einnahmenzuwachs erwirtschaften konnten. Denn den gesenkten Ausgaben standen durch die höhere Zuschauerfrequenz trotz Preissenkungen die gleichen, oder sogar höhere Einnahmen wie in Friedenszeiten gegenüber. So heißt es auch in einem »Statistischen Rückblick auf die Kriegs-Spielzeit 1914/15« des Hamburger Stadttheaters (ein Drei-Sparten-Haus!) schon: »Trotz der durch den Krieg bedingten erschwerten Theaterverhältnissen wurde auch in dieser Spielzeit der Betrieb an beiden Theatern [Hamburger und Altonaer Stadttheater] voll aufrecht erhalten. Obwohl die Tageseinnahmen einen bedeutenden Rückgang erlitten, ergab sich (bei pekuniärem Entgegenkommen der Theatergesellschaft [für die an anderen Orten die Kommune stand] gegen den Pächter) ein Ueberschuss, der an die Mitglieder, die bei prozentualen Gagenverlusten gespielt hatten, verteilt wurde, wodurch sich die [gemeint deren] Verluste um 30% verringerten.« (Zit. nach J.E. Wenzel, Geschichte der Hamburger Oper 1678–1978, Hamburg o.J., 88). Das heißt mit anderen Worten: das Theater stand finanziell — und zwar auf Kosten der Angestellten und Kommunen bzw. Theatergesellschaften — günstiger da als noch im Vorjahr (und die Anständigkeit, den Überschuß auf das künstlerische Personal zu verteilen, hatte wohl kaum eine andere Bühne). — Eine solche Rechnung konnte für Opern-Theater bzw. die Sparte Oper als solche schlechterdings nicht aufgehen, da bei diesen der Gagenanteil an den Ausgaben höher gewesen sein muß, weil Chor und Orchester bezahlt werden mußten (vgl. Epstein, Das Theater als Geschäft, 161f.). D.h. schon in ’normalen’ Zeiten war wohl selbst bei ausverkauften Vorstellungen die ’große’ Oper ein ständiges Verlustgeschäft, das an den Drei-Sparten-Theatern durch Schauspiel- und Operettenaufführungen mitfinanziert wurde. Da ohnehin aber ein ausverkauftes Haus noch nicht einmal zur Deckung der durch die Opernaufführungen verursachten Unkosten ausreichte, führten verbilligte Vorstellungen hier zu einem erhöhten Defizit, weil die rechnerische Zuschauerfrequenz pro Vorstellung nicht erhöht werden konnte. Das dürfte auch der finanzielle Hintergrund für Wallraffs Ankündigung gewesen sein, die billigen Preise im Schauspiel, aber nicht in der Oper beizubehalten. Denn vermutlich wäre es mit diesem Modell möglich gewesen, die kommunalen Zuschüsse für die Theater erheblich zu senken, wenn nicht zu streichen.
5. Vgl. W. Poensgen, Der deutsche Bühnen-Spielplan im Weltkriege, Berlin 1934 [= Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 45], 142.