1. Eine genauere kritische Beleuchtung der sich hier aufdrängenden Frage, ob die Blutkörperchen eine Hülle haben, behalte ich mir für die ausführliche Darstellung vor.
2. Wiederholt sind mir allerdings Zellfiguren in buntem Formenwechsel zu Gesicht gekommen, welche die Möglichkeit einer restitution ad integrum bei einer nur theilweise, bezw. an einer umschriebenen Stelle des Hüllentheils geborstenen Zelle sehr nahe legen. Doch bleibt es noch dahingestellt, ob das hervorgetretene, nackte Protoplasma mit seinem Kern in das verlassene Gehäuse zurücktreten kann, wenn einmal der Kern, wie in dem in Fig. 1 dargestellten Falle, sei es auch nur zum grössten Theil, mit herausgeschlüpft war und, wie die Figur zeigt, mit dem ihn umbüllenden Innenplasma lebhafte Bewegungen ausführte.
3. Aus meinen diesbezüglichen Nachforschungen hat sich die absolut sichere Thatsache ergeben, dass alle rothen Blutkörper kernhaltig sind.
4. Vergl. meine vorläufige Mittheilung: “Zur Frage des Syphilis-Erregers.” Verlag von Fischer, Jena 1894.
5. Diese trauben- oder besser maulbeerförmige Art der Plasma-Umgestaltung und-Vervielfältigung kann man besonders gut bei Invasien von Mikroben in die Zellen, aber auch ohne solche beobachten. Es bilden sich dann vor der Auflösung der betreffenden Zelle um die Krystalle der organisirten Eindringlinge herum sich abkapselnde Plasmakügelchen —eine Art Isolirzellen — verschiedener Grösse, der Körper des Leukocyten zerfliesst, die traubenartig angeordnete Innensubstanz liegt zu Tage, und die einzelnen, lebensfähigen Plasmabläschen, die nicht im Kampf gegen ihre Parasiten erliegen, bezw. von solchen nicht besetzt waren, entwickeln sich unter günstigen Bedingungen nach Separirung von einander zu neuen Leukocyten weiter, die ihrerseits in gleicher Weise fortpflanzungsfähig ihre Verwendung als derivatorische Nährböden für die organisirten Feinde, welche das menschliche Blut stets enthält, bezw. als deren Vertilger, zum Theil aber auch als wesentliche Factoren bei Stoffwechsel finden. — Im ersten Fall der Mikrobenaufnahme tritt vielfach gleichsam eine frühreife Fortpflanzung, durch den bakteriellen Reiz bedingt, ein und es bleibt alsdann dahingestellt, ob unter diesen pathologischen Verhältnissen eine normale Weiterentwickelung zu Zellen stattfindet. Es ist solebes sehr zweifel haft, vielmehr scheint nach meinen Untersuchungen in solchen Fällen das Plasmabläschen mit dem eingeschlossenen Mikroorganismus, wenn letzterer nicht die Oberhand behält, gemeinsam abzusterben und zu verwesen. — Auf jeden Fall muss man wohl annehmen, um diese Frage bei der Gelegenheit nur zu streifen, dass nicht etwa ein kernloses Plasma sich seinen Kern bildet, wie es hier den Anschein hat, sondern, wenn man solches auch nicht direct nachweisen kann, dass die neuen Zellgebilde ihre zugehörigen Kernplasmaelemente als Ableger des Mutterzellkernes mit auf den Weg bekommen und dieselben mit der Zeit zu der endgültigen Gestalt ihres Kernes formen. — Fig. 9 a2 und3 zeigen bei x intracelluläre kernhaltige Tochterzellen neben noch nicht differencirten Tochterbläschen des zum Theil conglobulirten Plasma.