1. Virchow, Hans: Berl. klin. Wschr.1921, 1065.
2. Es war mir von anderen Fällen her bekannt, daß, wenn an einem von chronischer Arthritis befallenen Knochen Abschleifung einer Gelenkfläche stattfindet, diese sich so gut wie immer nur in einer Richtung vollzieht, was sich besonders ausdrucksvoll dadurch kundgibt, daß, wenn mehrere Schleifrinnen aufgetreten sind, diese untereinander parallel und gradlinig verlaufen. Dieses Verhalten erklärt sich daraus, daß der unter chronischer Arthritis Leidende wegen der heftigen Schmerzen nur die notwendigsten Bewegungen ausführt, wodurch, wenn der Knorpel zerstört und abgeschliffen ist und die Abschleifung auch den Knochen ergriffen hat, dieselbe in der Richtung dieser Bewegung erfolgt. Hat sich aber erst einmal eine Bahn gebildet, so können die Knochen nicht mehr aus dieser heraus und die Bahn wird rettungslos weiter vertieft. Besonders nachdrückliche Belehrung über dieses Verhältnis erhielt ich durch ein arthritisches Kniegelenk, an welchem sich am Femur und ebenso gegenseitig an der Tibia prachtvolle Schleifrinnen fanden. So schön aber auch dieselben waren, so verursachten sie mir gerade dadurch, daß sie gradlinig verliefen, Kopfzerbrechen (Abb. 2). Ich wußte nämlich sowohl durch Skeletpräparate nach Form wie durch Beobachtung am Lebenden und auch aus der Literatur (Braune und Fischer), daß mit Bewegungen im Knie gewisse Beträge von Drehung verbunden sind, und daß dies nicht etwa Extrabewegungen sind, die auch unterlassen werden können, sondern daß sie zwangsmäßig auftreten, durch den Bau des Gelenkes und die Anordnung der Bänder bedingt. Sie kommen auch am toten Material zustande. Demgemäß hatte ich erwartet die Schleifrinnen am Kniegelenk nicht gerade, sondern leicht gebogen zu finden. Das war aber nicht der Fall, sondern auch sie waren gerade. Dieser scheinbare Widerspruch war mir lange Zeit unverständlich. Da belehrte mich ein Gelenk, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte: das Hüftgelenk. Ich erhielt ein Femur, an dessen Kopf die Spongiosa aufs Äußerste rarefiziert war: aber die obere Seite dieses Kopfes, also diejenige, auf welcher das Becken beim Stehen und Gehen aufruht, war durch eine schön polierte eburnierte Fläche eingenommen, und auf dieser fanden sich mehrere flache untereinander parallele von vorn nach hinten verlaufende Schleifrinnen. Der mit Arthritis des Hüftgelenkes geplagte Mensch dieses Falles hatte also nur noch diese eine Bewegung seines Bienes, die nach vorn und hinten ausgeführt, mithin von den unzähligen Aschen seines Hüftgelenkes nur die eine, die quere, in Anspruch genommen.
3. Beim Kahnbein kommt man mit dem Adjektivum „radial” in Verlegenheit, weil die Gelenkfläche, welche mit dem Radius in Verbindung steht und demgemäß Anspruch darauf hat, als „Facies articularis radialis” bezeichnet zu werden, gewölbt ist, und zum Teil proximalwärts, zum Zeil daumenrandwärts gewendet ist. Dieser Verlegenheit suche ich durch „proximo-radial” zu entgehen.
4. Auf die anders lautenden Darstellungen von Henke und Hermann von Meyer einzugechen ist hier keine Veranlassung.
5. Verh. der Anat. Ges. 16. Versammlung in Halle 1092, S. 111–126.