Abstract
ZusammenfassungDie Ausrichtung der Berufsbildung auf das lebenslange Lernen und die Entwicklung von Verfahren zur Anrechnung von bereits erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen an die formalen Berufsbildungsangebote sind wichtige Ziele von Bund und Kantonen in der Schweiz. Bisher ist wenig über die Anrechnung von Bildungsleistungen in der höheren Berufsbildung bekannt. Die Studie beleuchtet die Anrechnungspraxis von Bildungsleistungen an Höheren Fachschulen (HF), die sich mit ihren Bildungsgängen an Studierende mit Berufserfahrung richten. Das sind Personen, die über non-formale und/oder informelle Kompetenzen verfügen, die für eine Anerkennung bei der Zulassung oder eine Anrechnung an das Studium relevant sein können. Anhand ausgewählter Fälle wird untersucht, welchen Spielraum HF bei der Anrechnung haben und warum einige HF selbst kleine Spielräume nutzen, während andere trotz vorhandener Möglichkeiten die Anrechnung von Bildungsleistungen ablehnen. Bei der Analyse werden die Konzepte der Grenzarbeit und der Organisationslogik in die Interpretation der Ergebnisse einbezogen. Die Resultate zeigen, dass die Anrechnungspraxis von Bildungsleistungen mit dem Selbstverständnis der Bildungsorganisationen und der Situation auf den Zielarbeitsmärkten zusammenhängt. In einem konkurrenzierten Bildungsumfeld kann aus Sicht der HF eine begrenzte Anrechnungspraxis sinnvoll sein, um sich zu profilieren. Andererseits können HF selbst in stark reglementierten Berufsfeldern Bildungsgänge für spezifische Bildungsgruppen schaffen, die bei angespannter Arbeitsmarktlage helfen, den Fachkräftemangel zu entschärfen.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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