Abstract
ZusammenfassungSubjektorientierte Ansätze erklären die Einstellungen der Bürger:innen zum Sozialstaat durch ihre individuellen Eigenschaften, Präferenzen und Werte. Diese klassische Perspektive wird zunehmend um objektorientierte Erklärungen erweitert, die bei den Eigenschaften und Charakteristiken von Leistungsempfänger:innen ansetzen. Das Stichwort Deservingness zielt darauf, welchen Individuen mit welcher Begründung Ansprüche auf sozialstaatliche Leistungen anerkannt und gewährt werden sollen.Dieser Beitrag basiert auf einem Umfrageexperiment, das 2016/17 als Teil des „European Social Survey“ (ESS-8) durchgeführt wurde. Den Befragten wird zufällig eine von vier Vignetten zugewiesen, die eine arbeitslose Person beschreibt, die Unterstützungsleistungen bezieht, jedoch aus drei verschiedenen Gründen ein Arbeitsangebot ausschlägt; als Reaktion auf dieses Treatment werden die Proband:innen gebeten, abgestufte Sanktionen für dieses Verhalten festzulegen. Zudem werden demografische Eigenschaften und politische Präferenzen als Kontroll- und/oder Moderatorvariablen berücksichtigt. Die Analysen des vielfältigen Datenmaterials aus 23 europäischen Staaten legen nahe, dass Deservingness eher als ein kontextunabhängiger Automatismus denn als eine individual- und kontextspezifische Heuristik funktioniert.
Funder
Institute for Advanced Studies Vienna
Publisher
Springer Science and Business Media LLC