Abstract
ZusammenfassungDie bewertungssoziologische Analyse von Genussmitteln orientiert sich primär an drei Forschungsprogrammen, die sich bislang theoretisch unvermittelt gegenüberstehen: Wirtschaftssoziologisch wird der Wert von Genussmitteln aus den strukturellen Rahmenbedingungen, Konventionen und Praktiken der Konsum- und Produktionswelten erschlossen. Kultursoziologisch werden Genussmittel hingegen als Objekt statusbezogenen Konsums untersucht, der die soziale Position und damit den sozialen Wert der Konsument*innen anzeigt. In ethnomethodologischer Perspektive kommen schließlich die Ausarbeitung und Anwendung von Vokabularen der Bewertung, Kennerschaft und des Geschmacks in den Blick. Wir versuchen diese drei Zugänge am Beispiel der Vermittlung des Kaffee-Schmeckens zusammenzuführen und körpersoziologisch zu akzentuieren. Empirischer Ausgangspunkt sind Feldbeobachtungen von Tastings. Diese Form der Vermittlungsarbeit stützt sich auf die gezielte Verknüpfung von sinnlichem Erleben (Schmecken des Kaffees) und diskursiver Kommunikation von Bewertungskategorien. Damit werden nicht nur geschmacks- und distinktionsfähige Körper sozialisiert, sondern auch die für das Fortbestehen der Röstereien notwendige Kundschaft produziert.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Reference27 articles.
1. Arsel, Zeynep, und Jonathan Bean. 2013. Taste regimes and market-mediated practice. Journal of Consumer Research 39(5):899–917. https://doi.org/10.1086/666595.
2. Berli, Oliver, Stefan Nicolae, und Hilmar Schäfer. 2021. Bewertungskulturen. Ein Vorschlag für eine vergleichende Soziologie der Bewertung. In Bewertungskulturen. Soziologie des Wertens und Bewertens, Hrsg. Oliver Berli, Stefan Nicolae, und Hilmar Schäfer, 1–21. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33409-3_1.
3. Bookman, Sonia. 2013. Coffee brands, class and culture in a Canadian city. European Journal of Cultural Studies 16(4):405–423. https://doi.org/10.1177/1367549413484298.
4. Crossley, Nick. 2006. The networked body and the question of reflexivity. In Body/embodiment: Symbolic interaction and the sociology of the body, Hrsg. Dennis Waskul, Phillip Vannini, 21–33. London: Routledge.
5. Daviron, Benoit, und Stefano Ponte. 2005. The coffee paradox: Global markets, commodity trade and the elusive promise of development. London: Zed books.