Author:
Schlegel Hanna,Hartmann S.,Kreikemeier S.,Dalhoff E.,Löwenheim H.,Tropitzsch A.
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Hörgeschädigte Menschen mit asymmetrischem Hörverlust und einseitiger Indikation für ein Cochleaimplantat (CI) profitieren in aller Regel deutlich von einer bimodalen Hörversorgung. Der Einfluss dieser Versorgungsart auf das Sprachverstehen (SV) im zeitlichen Verlauf ist bislang nicht hinreichend untersucht. Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss einer bimodalen Versorgung auf das SV postlingual ertaubter, bimodal versorgter CI-Träger:innen nach einer Tragedauer von mindestens 36 Monaten und analysiert dabei mögliche Einflussfaktoren.
Methode
Es wurden 54 bimodal versorgte lautsprachkompetente CI-Träger:innen mit einer CI-Erfahrung von mindestens 36 Monaten in diese retrospektive Längsschnittstudie eingeschlossen. Audiometrische Daten von diesen CI-Träger:innen wurden im zeitlichen Verlauf verglichen.
Ergebnisse
Die Veränderung der Ergebnisse im Freiburger Einsilbertest (FBE) im Verlauf der 36 Monate war für die Ertaubungsgruppe < 10 Jahre sowohl für den Pegel 65 dB „sound pressure level“ (SPL) als auch für 80 dB SPL signifikant und für die Ertaubungsgruppe ≥ 10 Jahre für 65 dB SPL signifikant (p < 5 %). Beim Oldenburger Satztest (OlSa) ergab sich für die Konfigurationen S0, S0N0 und S0NCI eine hochsignifikante Veränderung (p < 0,1 %). und für S0NHG (HG: Hörgerät) eine sehr signifikante Veränderung (p < 1 %). Das Alter bei Versorgung als möglicher Einflussfaktor konnte durch den FBE nicht bestätigt werden. Die Ertaubungsdauer stellte dagegen einen negativen Einflussfaktor für das SV mit dem CI dar, wobei eine längere Ertaubungsdauer mit schlechteren Ergebnissen beim FBE assoziiert ist. Der Grad der Schwerhörigkeit des mit HG versorgten Ohrs beeinflusste das SV nicht. Im Median betrug der bimodale Nutzen (Differenz aus dem SV mit bimodaler Versorgung gegenüber einseitiger HG-Versorgung beim FBE für 65 dB SPL) über die gesamte Untersuchungszeit 10 %. Für im Median 79 % der Versuchspersonen war der bimodale Nutzen über den gesamten Zeitverlauf von 36 Monaten nachweisbar.
Schlussfolgerung
Im zeitlichen Verlauf verbessert sich das SV mit dem CI der bimodalen Versuchspersonen signifikant. Die untersuchten Einflussfaktoren (Alter, Ertaubungsdauer und Grad der Schwerhörigkeit des Gegenohrs) unterstützen die leitliniengerechte Indikationsstellung einer bimodalen Versorgung in Deutschland – unabhängig von Alter, Ertaubungsdauer und Hörfähigkeit des Gegenohrs – eine Cochleaimplantation durchzuführen.
Funder
Universitätsklinikum Tübingen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC