1. Vgl. dazu die Bestimmung der „phänomenologischen Methode“ bei Heidegger (1986, 7), demzufolge diese „nicht das sachhaltige Was der Gegenstände der philosophischen Forschung, sondern das Wie dieser“ charakterisiert.
2. „Um-zu-Motive“ verstehe ich im Sinne der phänomenologischen Soziologie von Alfred Schütz (1971), welche auf die Analyse dieser, also der ikonographischen Sinnebene als derjenigen der „Common Sense-Typenbildung“ (vgl. den Beitrag zur Typenbildung von Bohnsack i. d. Band) spezialisiert, aber auch eingeschränkt ist.
3. Dass es sich bei der Ikonik um eine grundlegend rekonstruktiv gewonnene Methode handelt (s. dazu: Bohnsack 2000a, Kap. 2 u. 10), wird dort deutlich, wo Imdahl (1995b, 617) auf die Schwierigkeiten ihrer Vermittlung eingeht. Um erläutern zu können, was Ikonik ist, „bedarf es unverzichtbar der Anschauung und der durch Anschauung zu gewinnenden Erfahrung (...). Denn eine abstrakte Erörterung trägt zur möglichen Klärung dessen, was Ikonik ist und was in ikonischer Anschauung offenbar wird, nichts eigentlich bei.“
4. Diesen Gebärden auf der vorikonographischen oder auch „primären“ Sinnebene entsprechen in der Fotoanalyse von Goffman (1979, 24) die „‚small behaviors ‘— whose physical forms are fairly well codified even though the social implications or meaning of the acts may have vague elements, and which are realized in their entirety, from beginning to end, in a brief period of time and a small space.“ Diese „small behaviors“ oder Gebärden sind also noch keine Handlungen im eigentlichen Sinne (so, wie Handlungen u.a. bei Schütz 1971 definiert sind). Es gilt somit zu beachten, „daß auf einem Foto nur Gesten und Arrangements von Dingen, aber nie Handlungen abgebildet sind. Diese werden erst vom Betrachter in das Bild gelegt“ (Fuhs 1997, 272). Unter methodischen Gesichtspunkten ist hier wesentlich, dass die dokumentarische Interpretation sowohl ‚unterhalb ‘bzw. unabhängig von derartigen Handlungskonstruktionen und das bedeutet: Motivunterstellungen (Unterstellung von „Um-zu-Motiven“) anzusetzen vermag wie auch im Anschluss an derartige Konstruktionen.
5. Panofsky selbst (1932, 105) unterscheidet im übrigen auf der Ebene des „Phänomensinns“ zwischen „Sach-Sinn“ und „Ausdrucks-Sinn“, zieht hieraus aber nicht die Konsequenz, dass der Ausdruckssinn auch ohne das Medium der Ikonographie, also unvermittelt Gegenstand dokumentarischer Interpretation sein kann.