Abstract
ZusammenfassungVerstärkt durch die Folgen der Covid-19-Pandemie werden zunehmend intersektionale Dimensionen von Arbeitskonflikten in transnationalen Unternehmen und globalen Produktionsnetzwerken (GPN) diskutiert. Wir betonen in unserem Beitrag, dass Gewalt und intersektionale Ungleichheit in der Ausbeutung von Arbeit im transnationalen Kontext keine Ausnahmen darstellen, sondern vielmehr die GPN strukturell prägen. Konflikte und Gewalt entfalten sich in der hierarchischen globalen Arbeitsteilung entlang mehrdimensionaler Diskriminierungsmerkmale. Während wir mit diesem Befund an bestehende GPN-Analysen anschließen, schlagen wir eine zusätzliche Erklärung für die Persistenz intersektionaler Gewalt vor: neben strukturellen Logiken der Kapitalakkumulation spielt auch das Recht eine wesentliche Rolle. Ausgehend von einer Vignette über die Arbeitsbedingungen in der globalen Kaffeeproduktion in Brasilien analysieren wir die Verflechtung mehrerer Konfliktdimensionen in GPN und schlagen eine Unterscheidung zwischen zwei Prozessen der Rechtsmobilisierung vor, um die rechtliche Dimension dieser Konflikte nachvollziehen zu können: Rechtliche Landnahme und Rechtskämpfe. Unser Beitrag zur Forschung besteht damit in der Identifikation sowohl der Machtverbundenheit als auch des stets konflikthaften Charakters des Rechts in GPN. Darüber hinaus möchten wir im Dialog mit der Friedens- und Konfliktforschung dazu beitragen, das Spannungsfeld zwischen intersektionalen Konflikten, transnationalen Unternehmen und dem Recht in GPN zu konzeptualisieren.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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