Abstract
ZusammenfassungSoziale Aushandlungsprozesse sind wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. In ihnen konstituieren sich geteilte Erkenntnisse, aber auch Erwartungen, z. B. darüber, was bei einer Lösung oder Begründung erwartet wird und als akzeptabel und vollständig gilt. Dieser Beitrag befasst sich mit dem fachlichen Gegenstand Achsensymmetrie und analysiert, welche sozialen, sozio-mathematischen Normen und Praktiken sich bei der Überprüfung und der Begründung von Achsensymmetrie bei ebenen Figuren im Klassengespräch etablieren. Die Daten stammen aus Design-Experimenten einer fachdidaktischen Entwicklungsforschungsstudie mit dritten Klassen im Lehr-Lern-Labor an der Universität Paderborn. Basis ist eine Lernumgebung mit Fokus auf der Klassifikation quadratischer achsensymmetrischer und nicht achsensymmetrischer Figuren.Als Ergebnis der Studie in Form lokaler Theorien zeigt sich, dass sich ein Begründungsbedarf einer Klassifikation als soziale Norm nur durch Einforderung einer Begründung durch die Lehrkraft ergibt. Des Weiteren zeigen sich die Praktiken des Verweisens auf ein Überprüfungsverfahren und das Kontrastieren als bedeutsam, bedingt durch die sich etablierenden sozio-mathematischen Normen zum Beleg für die Achsensymmetrie einer Figur, einen empirischeren Beleg anzuführen oder ein begriffsbestimmendes Merkmal zu erläutern. Zudem konnten Erwartungen an die Vollständigkeit einer Begründung sichtbar gemacht werden. Inwiefern sich Praktiken etablieren, scheint wesentlich davon abzuhängen, ob und wie Begründungsbedarf angezeigt wird.
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