Author:
Flemming Eva,Lübke Laura,Müller Sascha,Spitzer Carsten
Abstract
ZusammenfassungHintergrundDie Bindungsforschung hat empirisch gezeigt, dass frühe Beziehungserfahrungen nicht nur für die psychosoziale, sondern auch für die körperliche Entwicklung hoch relevant sind. Während Zusammenhänge zwischen den Dimensionen der „organisierten“ unsicheren Bindung, Angst und Vermeidung, mit körperlichen Erkrankungen gut belegt sind, ist die Studienlage für Merkmale einer desorganisierten Bindung bislang unzureichend.MethodeIn einer Allgemeinbevölkerungsstichprobe von 1101 Teilnehmenden wurden mithilfe von Selbstbeurteilungsskalen desorganisierte Bindung in Partnerschaften und desorganisierte Kindheitsbeschreibungen erfasst. Die Zusammenhänge mit ärztlich diagnostizierten Erkrankungen und der Krankheitslast insgesamt wurden mithilfe von Regressionsmodellen untersucht. Die Analysen erfolgten unter Kontrolle relevanter soziodemografischer Variablen sowie der Risikofaktoren Rauchen, riskanter Alkoholkonsum und Body-Mass-Index.ErgebnisseHinsichtlich der Krankheitsgruppen waren neurologische Erkrankungen konsistent sowohl mit desorganisierter Bindung in der Partnerbeziehung als auch mit selbstbeurteilten desorganisierten Kindheitsbeschreibungen assoziiert. Es zeigten sich Zusammenhänge zwischen desorganisierter Bindung und Krankheitslast, die unabhängig von den Dimensionen der „organisierten“ unsicheren Bindung, Angst und Vermeidung, bestanden.DiskussionPersonen mit desorganisierter Bindung weisen eine schlechtere körperliche Gesundheit auf, wobei die genauen Mechanismen in weiteren Studien untersucht werden sollten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in der psychotherapeutischen Behandlung dieser PatientInnen die körperliche Gesundheit nicht außer Acht gelassen und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen gestärkt werden sollten.
Funder
Universitätsmedizin Rostock
Publisher
Springer Science and Business Media LLC