Author:
Rau Thea,Mayer Sophia,Fegert Jörg M.,Allroggen Marc
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Um extremistische Gewalttaten zu verhindern, wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert, inwieweit eine allgemeine Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht und der Verschwiegenheitspflichten bei psychologischen Psychotherapeut:innen und Ärzt:innen im Zusammenhang mit extremistischen Einstellungen bei Patient:innen ein sinnvolles Mittel zur Gefahrenabwehr sei. Bislang gibt es keine Untersuchung darüber, ob dies im politischen Diskurs ein mehrheitsfähiges Argument ist, da es keine Befragung zur Einstellung der Allgemeinbevölkerung im Zusammenhang mit religiösem oder politischem Extremismus und Verschwiegenheitspflichten gibt.
Material und Methoden
Anhand einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung (n = 2503) wurde die Einstellung der Allgemeinbevölkerung untersucht.
Ergebnisse
Es zeigt sich, dass über die Hälfte der Befragten (58 %) den Schutz vor möglicher Gefährdung durch extremistische Gewalt als wichtiger ansehen als die Einhaltung der Schweigepflicht bei Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen. Über die Hälfte (54 %) stimmen dem zu, dass die Möglichkeit zum Bruch der Schweigepflicht grundsätzlich bestehen sollte, wenn Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen von extremistischen Einstellungen bei Patient:innen erfahren. Die Zustimmung war insbesondere dann höher, wenn die Befragten Terrorismus grundsätzlich in einen Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen brachten.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen einerseits die Notwendigkeit, über die Bedeutung der Schweigepflicht als zentrale Grundlage einer Heilbehandlung stärker aufzuklären, andererseits aber auch sehr kritisch Stellung zu beziehen, welche Rolle psychische Erkrankungen tatsächlich bei der Entstehung von extremistischer Gewalt spielen, um eine Stigmatisierung von Betroffenen zu vermeiden.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
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